Anlässlich der Absolventenfeier am 3. Mai hat Prof. Dr. Bernhard Möhring in seiner Funktion als Dekan der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Uni Göttingen Frau Dr. jur. Hedda von Wedel in Anerkennung ihrer besonderen Verdienste im Bereich der akademischen Lehre und Nachwuchsförderung die Heinrich-Christian-Burckhardt-Medaille verliehen.
Auf dem Urkundentext findet sich folgende Begründung: „Frau Dr. jur. Hedda von Wedel hat nach Ihrer Pensionierung durchgängig über zehn Jahre im Rahmen eines unentgeltlichen Lehrauftrages das Fach „Forst-Verwaltungslehre“ im Masterstudium gelehrt und so Ihren umfangreichen fachlichen Erfahrungsschatz aus herausgehobenen beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten an die Studierenden weitergegeben. Darüber hinaus hat Frau von Wedel über viele Jahre Studierende der Fakultät durch ein Deutschland-Stipendium materiell unterstützt.“
Engagement in Zeiten des Wandels
Im Zentrum einer zeitgemäßen Forst-Verwaltungslehre stehen heute Fragen der Gewaltenteilung und Selbstverwaltung, der Kompetenzverteilung zwischen nationalen, internationalen und supranationalen Verwaltungen, der Aufbau und der Organisationsentwicklung der Bundes- und Landesverwaltungen, die Strukturen des öffentlichen Personalrechts und die Grundsätze der öffentlichen Haushaltsführung mit ihren Bezügen zu den Aufgaben und dem Aufbau öffentlicher Forstverwaltungen und Forstbetriebe. In diesem Kontext gibt es aktuell zahlreiche wichtige Fragestellungen wie bspw. die Reorganisation und Privatisierung öffentlicher Forstverwaltungen, die Gestaltung der forstfachlichen Betreuung des Körperschafts- und Privatwaldes vor dem Hintergrund des Kartellrechts, die Bedeutung des New Public Management als Instrument einer zeitgemäßen Führung öffentlicher Organisationen etc.– all dies und viel mehr waren wichtige Themen, die Frau Dr. v. Wedel im Rahmen ihrer Vorlesungen den Studierenden unserer Fakultät vermittelt hat.
Dabei konnte sie auf einen sehr umfangreichen Erfahrungsschatz aus verschiedenen sehr verantwortungsvollen beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten zurückgreifen. Als im Völkerrecht in Göttingen promovierte Juristin war sie bspw. Regierungsvizepräsidentin bei der Bezirksregierung Weser-Ems in Oldenburg, anschließend Staatssekretärin im Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium und von 1990 bis 1993 Mitglied des Deutschen Bundestages. Anschließend war Frau Dr. v. Wedel als erste Frau Präsidentin des Bundesrechnungshofes und von 2002 bis zu ihrer Pensionierung Mitglied des Vorstandes des Europäischen Rechnungshofes.
Sie hat auch in maßgeblichen politischen Kommissionen wie bspw. zur Lebensmittelsicherheit (im Zusammenhang mit der BSE-Krise) oder der Bundeswehrstrukturkommission (Abschaffung der Wehrpflicht) mitgewirkt und war ehrenamtlich bspw. im Vorstand von „Transparency International Deutschland e.V.“ tätig.
Schwerpunkt Ausbildung
Durch ihre klar strukturierende und Interesse weckende Art konnte Frau Dr. v. Wedel die eher „sperrigen und trockenen“ Themen der Forst-Verwaltungslehre handgreiflich und praxisnah darstellen. Sie hat die Studierenden ermuntert, sich in die verwaltungsrechtliche Materie hinein zu denken und zu der Einsicht befähigt, wie man die Instrumente der Verwaltungswissenschaft zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben im Forstbereich erfolgreich anwenden kann. Sie hat sie damit für Herausforderungen des Berufslebens (insbesondere der forstlichen Referendarzeit und des öffentlichen Dienstes) fit gemacht.
Es ist bemerkenswert, dass Frau Dr. v. Wedel ihren „Jugendtraum“ Forstwissenschaften zu studieren im Alter dadurch umgesetzt hat, dass sie den forstlichen Nachwuchs an ihrem reichhaltigen Erfahrungswissen partizipieren ließ.
Sie ist eine beeindruckende Frau, die durch ihre gesellschaftspolitisch engagierte Persönlichkeit und ihren interessanten beruflichen Lebensweg ein anregendes Vorbild ist. Schließlich hat sie über viele Jahre Studierende der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie durch Zahlung eines Zuschusses für das Deutschland-Stipendium materiell unterstützt.
Hintergrund
Die Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Georg-August-Universität Göttingen verleiht seit dem Jahr 1954 die Heinrich-Christian-Burckhardt-Medaille für besondere Verdienste um die Forstwissenschaft, deren praktische Anwendung und die Förderung der Forstlichen Fakultät in Forschung und Lehre. Zuletzt wurde sie 2003 vergeben.