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Ausgewachsene Haselnusssträucher
Ausgewachsene Haselnusssträucher

Die Gemeine Hasel (Corylus avellana)

06. März 2022

Name

(Corylus avellana), Haselnuss, Haselstrauch, Haselbaum, Waldhasel, Klöterbusch, Bienenstrauch, Kätzlein, Frau Hasel u. a.

Vorkommen der Gemeinen Hasel

Die Gemeine Hasel ist nahezu über ganz Europa verbreitet. Im Süden ist sie auf die Gebirgslagen beschränkt, im engeren Mittelmeerraum fehlt sie ganz (gemeint ist hier die Wildform, nicht die Kulturform). In den Alpen kommt sie bis in eine Höhe von etwa 1.800 m ü. NN vor. Sie ist außerdem im Kaukasus und in Kleinasien zu finden. Die Hasel bevorzugt lichte Bereiche wie Waldränder, Knicks und Hecken. Sie kommt auch als Begleitart in lichten Eichenwäldern und in Hainbuchengesellschaften vor.

Blätter und Fruchtstände der Gemeinen Hasel

Beschreibung und Biologie der Gemeinen Hasel

Die Gemeine Hasel zählt zu der Familie der Birkengewächse (Betulaceae). Sie ist ein sommergrüner Strauch aus der Gattung Hasel (Corylus), der auch als Baum vorkommen kann.

Weibliche Haselblüten

  • Baum/Strauch: Die Gemeine Hasel kommt sowohl (seltener) als kleiner Baum als auch in Strauchform vor. Als Strauch erreicht sie eine Höhe von 2 bis 6 m; als Baum kann sie bis zu 10 m hoch werden. Die Hasel bildet einen vielstämmigen, breitwüchsigen Habitus aus (Strauchform), der vor allem aus Schösslingen gebildet wird, die aus der Stammbasis sprießen und im ersten Jahr Längen von mehreren Metern erreichen können. Die Gemeine Hasel wird i. d. R. nicht älter als 80 bis 100 Jahre. Sie bildet keine Borke aus. Ihre Rinde ist glatt und glänzend graubraun, im Alter oft rissig.
  • Knospe und Blatt: Die Knospen der Hasel sind bis zu 7 cm lang, oval, an der Spitze aber stumpf und wirken an der Seite zusammengedrückt. Zum Licht hin sind die Knospen von grüner Farbe, im Schatten nehmen sie einen rötlichen Farbton an. Die Blätter sind wechselständig, kurz gestielt und erreichen eine Länge von 7 bis 10 cm sowie eine Breite von bis zu 6 cm. Sie sind unterseits (v. a. entlang der Blattnerven) behaart. Die Form ist rundlich mit kurzer Spitze und am Rand doppelt gesägt. Das Blatt der Gemeinen Hasel besitzt einen leicht schiefen Blattgrund und ist (schwach) gelappt.
  • Blüte: Die Gemeine Hasel ist einhäusig (d. h. es kommen sowohl männliche als auch weibliche Blüten an einem Strauch bzw. Baum vor). Die männlichen Blüten bilden 4 bis 8 cm lange Kätzchen; die weiblichen Blüten fallen hingegen kleiner und unscheinbarer aus und haben eine rötliche Farbe. Die Bestäubung erfolgt durch Wind.
  • Blühzeit: Der Haselnussstrauch zählt zu den Frühblühern. Die Blüten erscheinen zwischen Februar und April – also noch vor dem Laubaustrieb, was die Hasel zu einer wichtigen Bienenweide macht.
  • Früchte: Die Fruchtreife setzt im September ein. Es bilden sich einsamige Nussfrüchte, die Haselnüsse. Diese sind zunächst von einer bleichen Fruchthülle umgeben, die aus den ehemaligen Vorblättern der Blüte entsteht und einen zerrissen-gezähnten Rand aufweist. Die Hüllblätter werden dabei nicht länger als die Nussfrucht selbst.
  • Ökologie der Gemeinen Hasel

    Die Gemeine Hasel zählt zu den Großgehölzen. Sie bildet Stockausschläge, weshalb sie in früheren Zeiten auch häufig Bestandteil von Nieder- und Mittelwaldgesellschaften war. Die Hasel ist lichtliebend, erträgt aber auch eine mäßige Beschattung (Licht-, bzw. Halbschattenbaumart) und nimmt mit den verschiedensten Bodenverhältnissen vorlieb. Sie bevorzugt nährstoffreichen Kalkboden, gibt sich aber auch mit neutralen oder humosen Böden zufrieden. Ärmere Sandböden und sumpfige Gebiete meidet die Hasel.

    Die männlichen Blüten der Gemeinen Hasel bilden sogenannte Kätzchen aus und sind nicht nur bei Bienen beliebt.

    Geschichte und Mythologie

    In früheren Zeiten war die Gemeine Hasel deutlich weiter verbreitet, als sie es heute ist. Tatsächlich waren die nacheiszeitliche Vorwärmezeit (Präboreal) und frühe Wärmezeit (Boreal) u. a. durch die Gemeine Hasel geprägt, fand diese doch optimale Bedingungen in den lichten, von Kiefern und Birken beherrschten Wäldern jener Epoche. Die Früchte der Gemeinen Hasel waren schon in vorgeschichtlicher Zeit ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Speiseplans. Es wird deshalb davon ausgegangen, dass die Haselnuss damals bereits angebaut wurde und somit zu den ältesten Kulturpflanzen des Menschen gehört.

    Der Gattungsname „Corylus“ bezeichnete im Lateinischen ursprünglich die Hasel, der Artname „avellana“ bedeutet so viel wie „aus dem Avellino stammend“, was auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass die Römer, die die Gemeine Hasel nach Italien einführten, diese in der italienischen Provinz Avellino anbauten und veredelten.

    Die Gemeine Hasel hat wie der Schwarze Holunder eine lange kulturelle Tradition, stand die Hasel doch als Symbol für die Lebens- und Liebesfruchtbarkeit sowie für den Frieden. Wegen ihrer Bedeutung als Nahrungsmittel wurde die Hasel in früheren Zeiten häufig besonders geschützt. So durften Haselsträucher in vielen Kulturen, z. B. bei den Germanen, nicht abgeholzt werden. Die Hasel war außerdem dem Gott Thor geweiht und galt lange als blitzabweisend. Mit Haselzweigen sollten sich Hexen und Schlangen vertreiben lassen. Haselzweige wurden aber auch genutzt, um Gerichtsstätten abzustecken und dienten außerdem als Grenzmarkierungen. Der sog. Weiser-Stab des Gerichts und der Forsthoheit bestand traditionell aus Haselnussholz. Auch als Wünschelrute kommt die Gemeine Hasel zum Einsatz. Allgemein sprach man der Hasel zu, Kraftströme fließen zu lassen.

    Heilkunde

    Die Gemeine Hasel zählt nicht zu den Heilpflanzen. Sie besteht zu über 60 % aus Fetten und besitzen viel Eiweiß (ca. 20 %), Kalzium, Eisen und die Vitamine A, B1, B2 und C. Ihr gesundheitlich hoher Wert geht daher in erster Linie auf die Bedeutung der Haselnuss als Lebensmittel zurück.

    Verwendung und Holznutzung

    Das Holz der Gemeinen Hasel ist von mittlerer Härte und weist eine rötlich-weiße Farbe auf, wobei zwischen Splint- und Kernholz kein Unterschied besteht. Es ist von geringer Dauerhaftigkeit und anfällig gegenüber Insektenfraß. Trotz seiner Zähigkeit ist das Holz der Haselnuss gut spaltbar und besitzt eine gute Holzkohlenqualität. Verwendung findet das Holz der Hasel z. B. für Drechselarbeiten oder zur Herstellung von Fassreifen. Auch im Tischlerhandwerk kommt Haselholz zur Anwendung. Die Haselruten werden wegen ihrer Flexibilität in der Korbflechterei verwendet. Weitere historische Anwendungsbereiche waren der Waffenbau (z. B. für Bögen, Armbrüste oder Speerschäfte) und die Schießpulverherstellung. Kohle aus Haselholz kann als Zeichenkohle genutzt werden.

    Aus den Früchten lässt sich ein wertvolles Öl herstellen. Außerdem wird es gerne zum Anrühren von Farben genutzt. Die Nüsse selbst bilden zudem eine wichtige Nahrungsquelle für Wildtiere, durch die die Hasel auch verbreitet wird.

    Holzpreise

    Obwohl man im Internet auf Angebote für Zaunpfähle aus Haselnuss stößt, spielt das Holz auf dem mitteleuropäischen Rundholzmarkt keine Rolle. Gelegentlich wird Haselholz aus der Landwirtschaft angeboten, von einem Marktgeschehen kann aber keine Rede sein. Dass die Zaunhölzer im Internet aus Mitteleuropa oder gar aus Deutschland stammen, darf bezweifelt werden.

    Blick in die Zukunft

    Wie sich der Klimawandel auf die Gemeine Hasel auswirken wird, ist bisher nicht erforscht. Das liegt u. a. daran, dass die Haselnuss forstwirtschaftlich keine große Rolle spielt. Durch ihre weite Standortsamplitude sowie ihren Pioniercharakter, der mit einer weiten Verbreitung einhergeht, ist jedoch von einer gewissen Anpassungsfähigkeit auszugehen.

    Reife Haselnüsse

    Wussten Sie, dass…

    Die Gemeine Hasel, auch als Haselnussstrauch bezeichnet, ist vor allem für ihre Früchte bekannt, die wir als Haselnüsse kennen. Was aber die Wenigsten wissen: Die meisten Haselnüsse, die im Handel erhältlich sind, stammen tatsächlich nicht von der Gemeinen Hasel (Corylus avellana) sondern von der Lambertshasel (Corylus maxima), deren Hauptanbaugebiet in der türkischen Schwarzmeerregion liegt. Die Lambertshasel stammt ursprünglich aus den nordwestlichen Balkangebieten. Ihr Name geht auf die sog. lampartische Nuss zurück, was so viel bedeutet wie „lombardische Nuss“ (aus dem mittelhochdeutschen).

    Quellen:

  • Kremer, Bäume und Sträucher, Steinbachs Naturführer, Verlag Eugen Ulmer
  • Schütt, Schuck, Stimm, Lexikon der Baum- und Straucharten, Nikol Verlagsgesellschaft
  • Stinglwagner, Haseder, Erlbeck, KOSMOS Wald und Forstlexikon, Franckh Kosmos Verlag
  • Internet: Wikipedia, botanikus.de, pflanzen-vielfalt.net, HOLZVONHIER