Name
(Ulmus laevis), Flatterrüster, Rüster
Vorkommen der Flatterulme
Flatterulmen kommen v. a. in Ost- und Mitteleuropa vor. Da die Flatterulme Wärme sowie hohe Boden- und Luftfeuchte bevorzugt, ist sie in Au- und Bruchwäldern, Feuchtwäldern, Bachauen sowie in Niederungen anzutreffen. Allerdings kommt die Flatterulme auch mit schwierigen Standorten zurecht und kann sich daher auch auf anderen Flächen einmischen.
Beschreibung und Biologie der Flatterulme
Die Flatterulme ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Ulmen (Ulmus) und gehört zur Familie der Ulmengewächse (Ulmaceae)
Ökologie der Flatterulme
Die Flatterulme verträgt Überflutungsphasen von mehr als 100 Tagen im Jahr. Das verdankt sie sog. Brettwurzeln (viele Meter hohe, sternförmig angeordnete Wurzeln). So kann die Flatterulme auf nassem oder schlecht durchlüftetem Substrat dennoch gut wachsen. Außerdem erhöhen diese besonderen Wurzeln die Stabilität. Die Flatterulme verträgt aber auch trockene Standorte. Eine Pilzinfektion, durch den Ulmensplintkäfer ausgelöst, hat die Ulmenpopulation in Deutschland und anderen Ländern Europas stark dezimiert. Allerdings ist die Flatterulme gegenüber einer Infektion deutlich resistenter als ihre Artgenossen. Durch die frühe Blüte ist die Frostgefährdung der Flatterulme erhöht.
Geschichte und Mythologie
Ihren Namen verdankt die Flatterulme ihren Blüten. Sie hängen zusammen mit den Früchten in Büscheln an den Zweigen. Die Stiele können leicht im Wind flattern.
In der Mythologie spielt sie eine wichtige Rolle. Sie steht als Symbol für Tod und Trauer, gilt als Wohnort für Feen und Waldgeister und ist Schutzbaum vieler Höfe, um böse Geister fernzuhalten.
In der griechischen Antike war die Ulme ein Symbol für Schlaf, Tod und Trauer. Die Früchte begleiteten den Toten auf dem Weg in die Unterwelt. So sollen z. B. am Eingang der Unterwelt Ulmen gestanden haben, an denen die Träume der Menschen hingen. Durch sie wurden Botschaften an die noch Lebenden übermittelt.
In England werden noch heute Särge oft aus Ulmenholz hergestellt.
Im Keltischen Baumkreis hat die Ulme ebenfalls ihren Platz. Hier steht sie für das Erwachen. Im Zeichen der Ulmen Geborene (12.-24.1. und 15-25.7.) gelten als ehrlich, klug und setzen sich gerne für Mitmenschen ein.
2019 wurde die Flatterulme zum Baum des Jahres gekürt.
Heilkunde
Vor allem die Rinde der Flatterulme ist besonders wichtig in der Naturheilkunde. Durch Gerbstoffe, Schleim- und Bitterstoffe hilft die Rinde bei Husten, Entzündungen, Schmerzen und Wunden. Für Beschwerden im Mund und Hals sind besonders Tees geeignet. Vollbäder aus Ulmenrinde wirken beruhigend auf die Haut und den Körper. Die Wirkstoffe darin desinfizieren obendrein noch die Haut.
Hildegard von Bingen hebt v. a. die Wärme von Ulmenfeuer hervor, die gegen Gicht helfen soll. In der Bachblütentherapie soll die Ulme dem Anwender Selbstsicherheit in stressigen Zeiten und inneren Frieden wiedergeben.
Verwendung und Holznutzung
Die Ulme ist bekannt für ihren reichlichen Stockausschlag. Mechanisch stark beanspruchte Gegenstände wie z. B. Speichen, Wagengestelle, Räder, Langbogen und andere Waffen wurden im Mittelalter aus Ulmen hergestellt. Heute werden aus Ulmenholz Sportgeräte und Werkzeugstiele gefertigt. Die Flatterulme ist besonders reich an feinem Bast, der als Bindematerial verwendet und zu Seilen und Bienenkörben verarbeitet wurde. Die Rinde selbst wurde zum Gerben, auch zum Gelbfärben genutzt. Die Asche (Pottasche) fand Verwendung in der Glasherstellung. Heute ist die Ulme wegen ihrer schönen Maserung für den Innenausbau sehr begehrt. Ulmenholz ist fest, stabil und weist eine hohe Resistenz gegen Fäulnis auf.
Holzpreise
Das Holz der heimischen Ulmenarten wird zusammengenommen unter dem Trivialnamen „Rüster“ gehandelt. Die Flatterulme findet dabei weniger Beachtung als die Bergulme. Ulmenstämme werden zumeist als Wertholz auf Submissionen angeboten, meist nur in geringen Mengen. Die erzielten Preise, auch bereits für relativ schwache Stämme mit 35 bis 40 cm Mittendurchmesser, bewegen sich laut einem Artikel von Rüdiger Unseld, Uni Freiburg, zumeist zwischen 200 und 400 €/Fm, teils auch darunter – in seltenen Fällen aber bis zu 600 €/Fm.
Blick in die Zukunft
Als Mischbaumart wäre die Flatterulme bereits in vielen Wäldern vorhanden, wird aber im Forst und in der Landschaftspflege oft vernachlässigt. Da sie nur wenig Ansprüche an den Boden hat und auch mit schwierigen Standorten und schweren Böden zurechtkommt, hat sie im Klimawandel eine Zukunft. Zu nennen ist an dieser Stelle auch ihre hervorragende Toleranz gegenüber Überflutung. Messungen zufolge hat die Flatterulme auch ein weites Verbreitungsgebiet, das von Nordspanien bis weit nach Russland reicht. Dies verschafft ihr in Zukunft eine gute Ausgangssituation.
„Wussten Sie“
Bei der Flatterulme ist es gelungen einige resistente Sorten gegen den Ulmensplintkäfer zu züchten.
Die Flatterulme ist die einzige europäische Art, bei der kräftige Brettwurzeln regelmäßig auftreten. Schwarzpappeln und Bergulmen weisen ebenfalls Brettwurzeln auf, aber sehr viel seltener.
Quellen: