Die Elsbeere (Sorbus torminalis) ist Baum des Jahres 2011. Damit wird die Aufmerksamkeit auf einen seltenen Wildobstbaum gelenkt, der gut an trocken-warme Klimaverhältnisse angepasst ist. Sie ist damit eine der heimischen Baumarten, die als Hoffnungsträger in Zeiten des Klimawandels gelten.
Die Elsbeere ist in ganz Mittel- und Südeuropa heimisch. Nach der Eiszeit kehrte sie aus Frankreich wieder in unsere Regionen zurück. Wir finden sie vor allem in Eichenmischwäldern der Ebenen und des Hügellandes, vorzugsweise auf Kalk. Dort tritt sie als Einzelbaum oder in Gruppen auf, die erst im Herbst durch ihre frühe und leuchtend scharlachrote Laubfärbung auffallen. Das Holz der Elsbeere ist rotbraun gefärbt und sehr wertvoll – es gehört zu den härtesten europäischen Hölzern.
Die reinweißen Blüten der Elsbeere sind im Mai eine wertvolle Bienenweide. Im September reifen die Früchte, die schon im frühen Mittelalter sehr geschätzt wurden, denn sie sind reich an Vitamin C und helfen bei Magen-Darmerkrankungen daher auch der früher verwendete Name „Ruhrbirne“. Erst nach den ersten Frösten sind die Früchte teigig, süß-säuerlich und für den Frischverzehr geeignet. Sie können zu Kompott oder Marmeladen verarbeitet, aber auch zu hochwertigem Schnaps gebrannt werden. Diese „Königin der Obstbrände“ zeichnet sich durch ausgeprägte Mandel- und Marzipanaromen aus.
Die Elsbeere ist eine Halbschattenbaumart, die im Waldbestand gerade Schäfte ausbildet und Höhen von bis zu 30 Metern erreicht. Im Freistand hingegen hat sie eine tief ansetzende Krone und wird nur halb so groß. Mit ihrem Herzwurzelsystem ist sie recht standfest; ihre natürliche Altersgrenze wird mit 200 Jahren angegeben. Die Elsbeere ist gegenüber unseren Hauptbaumarten vergleichsweise konkurrenzschwach und ihre natürliche Verjüngung scheitert oft daran, dass Mäuse und Eichhörnchen die Samen sehr gerne verzehren und dass die wenigen Keimlinge bevorzugt vom Wild verbissen werden.
Förderkreis Speierling begrüßt die Wahl
Nachdem die Elsbeere bereits mehrere Male als Kandidat für die Wahl zum „Baum des Jahres“ vorgeschlagen wurde, hat sie es endlich geschafft. Das Kuratorium Baum des Jahres wählte sie zum „Baum des Jahres 2011“. Der Förderkreis Speierling begrüßte die Wahl. Er setzt sich für die Erhaltung von Speierling und Elsbeere sowie anderer Sorbus-Arten ein.
Die Elsbeere ist als Sorbus-Art eng verwandt mit dem Speierling („Baum des Jahres 1993“) und der Vogelbeere. Auch die Elsbeere gehört wie der Speierling zu den seltenen und bedrohten Baumarten. Sie kommt aber in unseren Wäldern häufiger vor, als der Speierling. Die Elsbeere ist, anders als der Speierling, der auch häufig als Obstgehölze in der freien Landschaft vorkommt, meist nur als Einzelbaum in unseren Wäldern zu finden. Ihre Blätter sind denen des Bergahorns sehr ähnlich und ihre raue, braune Borke kann mit der Eiche verwechselt werden. Im Herbst aber, mit Beginn der Blattfärbung, hebt sie sich deutlich gegenüber anderen Bäumen hervor, da sich ihre Blätter sehr früh leuchtend rot färben. Zu erkennen ist die Elsbeere im Wald, wenn man sich die besondere Form ihres Blattes einprägt. Häufiger zu finden ist die Elsbeere in Mitteleuropa, speziell in Frankreich und auch im mittleren und südlichen Deutschland. Sie wächst vor allem auf nährstoffreichen, aber eher trockeneren Standorten.
Als Wirtschaftsbaumart ist die Elsbeere sehr interessant. Sie liefert das wertvollste Holz und aus ihren Früchten, die schwierig zu ernten sind, wird ein Brand hergestellt, der zu den teuersten Obstbränden gehört. Die reifen Früchte galten früher als Heilmittel gegen Ruhr und Cholera, daher der lateinische Artname „Sorbus torminalis“. Luther nennt 1526 als erster in der Literatur den bis heute üblichen deutschen Namen „Elsbeere“.
Da die Elsbeere mit Wärme und Trockenheit gut zurecht kommt, ist zu erwarten, dass sie unter den Vorzeichen einer Klimaerwärmung in unseren Wäldern auch als Wirtschaftsbaumart größere Bedeutung gewinnen wird.
Infomaterial
Fotos der Elsbeere und ein Bestellformular für ein vierseitiges, farbiges Infoblatt mit Poster unter www.sdw.de
Der Förderkreis Speierling hat sein Informationsfaltblatt neu aufgelegt und um Informationen zur Elsbeere ergänzt. Es ist erhältlich beim Projekt Wald in Not (Anschrift s. u.). Weitere Informationen zur Elsbeere unter www.foerderkreis-speierling.de und
in der Broschüre „Seltene Bäume in unseren Wäldern Erkennen, erhalten, nutzen“ zu erhalten bei der DBU Naturerbe GmbH – Projekt Wald in Not, Godesberger Allee 142-148, 53175 Bonn. Bitte bei Bestellungen 0,85 Rückporto in Briefmarken beifügen.
Umfangreiche Infos gibt es auf der Homepage der Dr. Silvius Wodarz Stiftung
Baum des Jahres / Verein BdJ www.baum-des-jahres.de
Bäume des Jahres bisher