
Der überwiegende Anteil des dort vorgefundenen Holzes war nach Angaben der Aktivisten Kiefern- oder Fichtenholz aus „Schadholzräumungen“. Sie wären zum Teil durchaus für eine stoffliche Nutzung nutzbar, etwa für Verbundholzmaterialien, Spanplatten, als Dämmmaterial oder in der Papierproduktion. Der restliche aus Laubmischwäldern stammende Holzanteil ließe sich nach deren Ansicht größtenteils sogar zu hochwertigen Produkten wie Möbeln verarbeiten.
Wissenschaftliche Unterstützung
Begleitet wurde das Team in Eberswalde durch Pierre Ibisch, Professor an der dortigen Hochschule für nachhaltige Entwicklung. Bildmaterial der an den Standorten gelagerten Holzvorräte ließ ROBIN WOOD durch ihn sowie die Professoren Rainer Luick (Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg) und Erwin Hussendörfer (Hochschule für angewandte Wissenschaften Weihenstephan-Triesdorf) begutachten. Pierre Ibisch bewertet das Ergebnis wie folgt: „Für mich ist der wichtigste Befund, dass eine sehr große Zahl ganzer Bäume in die Öfen wandert, die jetzt im Wald fehlen. Es ist bitter, wie der Gesellschaft das Märchen von ‚Rest-, Abfall- und Durchforstungsholz‘ erzählt wird, was durch die Fotos offenkundig widerlegt wird.“
Abfrage
Ergänzend zur Vor-Ort-Recherche sendete ROBIN WOOD drei Betreibern der aufgesuchten Anlagen einen Fragenkatalog. Sie hätten jedoch nicht oder nur sehr ausweichend und lückenhaft auf die Fragen zur Herkunft und Qualität des eingesetzten Holzes geantwortet.
Forderungen
Von den Holzenergie-Unternehmen verlangt ROBIN WOOD, dass sie umfassend und nachvollziehbar über die Herkunft des verwendeten Holzes informieren. Als Sofortmaßnahme müssen sie auf den Einsatz von Holz verzichten, das sich noch stofflich nutzen ließe. Mittelfristig müssen sie umstellen auf eine Energieversorgung, die ohne das Verbrennen von Ressourcen auskommt.
Bislang profitiere die Branche davon, dass das Verfeuern von Holz EU-weit als erneuerbare Energie gefördert wird. Dies habe dazu geführt, dass inzwischen mehr als die Hälfte des Holzaufkommens in der EU verbrannt wird. ROBIN WOOD fordert, diese Fehlanreize endlich zu korrigieren. Dafür müsse sich auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit Nachdruck einsetzen.
Auf nationaler Ebene muss die Bundesregierung in der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes sicherstellen, dass Biomasse auch in Bestandsgebäuden nicht zur Erfüllung des Erneuerbaren-Pflichtanteils von 65 % angerechnet wird. Auch in der neuen Biomasse-Strategie muss die Regierung dem Verfeuern der Wälder für Strom und Wärme Einhalt gebieten. Handlungsleitend müssen dabei die Prinzipien der Kaskadennutzung und der Kreislaufwirtschaft sein.
ROBIN WOOD hat den drei Professoren umfangreiches Bildmaterial in sehr guter Qualität zur Verfügung gestellt, anhand dessen man die Qualität bzw. den Zustand der Hölzer einschätzen konnte. Die Bilder zeigten eine sehr breite Spanne an Baumarten und Qualitäten, wovon ein hoher Anteil sicherlich für eine stoffliche Verwertung geeignet gewesen wäre.
Stellungnahme eines Abnehmers
Frank Viereckl, Pressesprecher der Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH (LVV) nimmt zu den Vorwürfen wie folgt Stellung: Die gesamtdeutschen Bundeswaldinventuren belegen für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland sowohl eine kontinuierliche Zunahme der Waldfläche als auch die Zunahme des Holzvorrates je Hektar. Einer möglichen Zäsur durch den Schädlingsbefall der letzten Jahre wurde durch entsprechende Hiebssatzreduktionen begegnet.
Die Ausweisung eines FFH-Gebietes schließt eine reguläre Forstwirtschaft nicht aus. Im Gegenteil: zum Erhalt bestimmter Waldbilder und Bestandstypen sind regelmäßige Durchforstungen und Pflegeeingriffe nötig, um die Entwicklung des Waldes in die dem Schutzgebietszweck vorgesehene Richtung zu lenken bzw. diese beizubehalten. Die Einhaltung und Umsetzung der aus den jeweiligen Schutzgebiets-Verordnungen resultierenden Auflagen obliegt dem Waldbesitzer, wie auch die Zuordnung, welches Holz welcher Nutzung zugeführt wird.
Da nicht jedes Holz für jeden Einsatzzweck verwendet werden kann, erfolgt durch den Waldbesitzer die sogenannte Sortierung, bei der das Holz der jeweiligen Verwendung zugeordnet wird (Sägeholz, Palette, Zellstoff, Holzwerkstoff, energetisch). Dabei liegt es im Interesse des Waldbesitzers, eine möglichst große Menge des gewonnenen Holzes einer hochwertigen und damit auch preislich interessanten Verwendung zuzuführen. Da die Ansprüche an das eingesetzte Holz bei der energetischen Nutzung am niedrigsten sind, wird hier auch ein geringer Preis für das Holz erzielt. Somit liege es letztlich in der Entscheidung des Waldbesitzers bzw. Lieferanten, welcher Verwendung er sein Holz zuführt.
Konkurrenz
Die Holzindustrie kämpft nach Aussagen des Hauptverbands der Deutschen Holzindustrie (HDH) mit zu geringem Angebot und hohen Preisen für Laubholz. Politisch-ökologisch motivierte Einschlagstopps und gestiegene Brennholznachfrage führen zu wachsender Konkurrenz. Der Branchenverband lehnt ineffiziente Kaminöfen und den Bau neuer Holzheizkraftwerke ohne Kraft-Wärme-Kopplung ab.
Fakten
Unbestritten ist, dass es auf den vorliegenden Fotos einige Stämme gibt, die zu schade zum Verbrennen wären. Tatsache ist auf der anderen Seite, dass Aufgrund eines massiven Schädlingsbefalls eine schnelle Holzernte nötig ein kann, um weiterer Populationen und damit weiterer Schäden zu vermeiden. Wenn man vermeiden möchte, dass höherwertiges Holz beim Brennholz landet, muss man den Aufwand und die entsprechenden Kosten für eine genauere Sortierung der angefallenen Stämme berücksichtigen. Weiter muss dann zeitnah ein entsprechender Abnehmer für die jeweiligen Holzsortimente gefunden werden. Und verdenken sollte es man den Waldbesitzern nicht, dass sie aus ihrem Wald noch einen Ertrag erzielen können. In meinen Augen ist es hier wie in vielen anderen Bereichen auch: der Kunde bestimmt den Markt.
Mit Material von ROBBIN WOOD, HDH, LVV