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Ralf Kremer
Ralf Kremer aus Geroldsgrün
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Der Netzwerker Ralf Kremer

22. August 2019

Die technische Ausstattung oder ein besonders breites Portfolio an Dienstleistungen sind es nicht, was die Besonderheit von Ralf Kremers Forstbetrieb ausmacht. Der engagierte Mann macht sich für die gesamte Forstbranche stark, organisiert jede Menge öffentlichkeitswirksame Events und bringt alle möglichen gesellschaftlichen Gruppen zusammen, um für den Wald, die Natur und aber auch die Holznutzung zu werben.

Der Bürgermeister von Schwarzenbach am Wald, Reiner Feulner, nennt ihn nur noch „das Phänomen Kremer“, spätestens seit er den Forstunternehmer in diesem Frühjahr während seines Urlaubs im Fernsehen gesehen hat, wie er in einer spektakulären Aktion mit der Rückemaschine half, einen Waldbrand zu bekämpfen.

Viele Forstkollegen sind unglücklich mit ihrem Bild in der Öffentlichkeit, dem schwindenden Verständnis für die Forstwirtschaft und einer mangelnden Akzeptanz für die Branche. Während die meisten aber nur draußen im Wald vor sich hin schimpfen, packt Ralf Kremer diese Dinge auf ganz vielfältige Weise seit Jahren tatkräftig an.

Goldener Spaten

Das beginnt schon bei den ganz Kleinen: Als es noch lange keine Fridays for Future-Bewegung gab, da organisierte er schon mit der Grundschule seines Heimatortes Geroldsgrün „Dienstage for Nature“, an denen die Kinder gemeinsam Tannen pflanzten. Daraus hat sich eine Landkreis-übergreifende Aktion entwickelt, bei der drei Wanderpokale in Form von goldenen Pflanzspaten von Schule zu Schule weitergereicht werden.

Ein sehr ernstes Thema griff der Unternehmer erstmalig 2015 auf, indem er eine groß angelegte Rettungsübung im Forst auf die Beine stellte. Als vor einigen Jahren der Frankenwald als Nationalpark im Gespräch war, trommelte Ralf Kremer eine ganze Bürgerinitiative zusammen und stellte sich gleich selbst mit auf das Podium und vor die Fernsehkameras um dagegen zu protestieren. Da gehört schon Courage dazu, wenn man in seinem Job sonst eher selten vor großem Publikum spricht!

Aber der eingefleischte Frankenwälder bleibt nicht beim Protest stehen, sondern bringt zugleich immer wieder verbindende Positivbeispiele. So war er Mit-Initiator des Holzforums Schwarzenbach am Wald, in dem Natur- und Klimaschutz, Forstwirtschaft und Holznutzung mit gemeinsamen Aktionen in Einklang gebracht werden. Das Forum feierte in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag. Der „Zukunftswald“, in dem die verschiedensten Baumarten auf ihre Eignung im Klimawandel ausprobiert werden und der gleichzeitig als kleines Arboretum dient, ist ein dauerhaft sichtbares Symbol. Die Frankenwaldtage werden dagegen alle zwei Jahre neu organisiert und haben sich zu einem großen Publikumsmagnet entwickelt.

Nachwuchswerbung

Ralf Kremer ist stolz darauf, dass er für 2020 die bayerischen Waldarbeitsmeisterschaften nach Schwarzenbach holen konnte, nach einem ersten Aufschlag in diesem Jahr mit einer eigenen oberfränkischen Meisterschaft. Dieses Event soll auch ein wenig der Nachwuchswerbung dienen, denn der fehlt mittlerweile auch bei den Forstwirten. Kremer träumt von einem nordbayerischen Aus- und Fortbildungszentrum im Frankenwald und hat dazu schon alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt. Mit der Rauschenhammermühle auf dem Gelände des ehemaligen Sägewerks Ströhla hat er schon eine geeignete Immobilie mit Schulungsräumen und Werkstätten gefunden. Nebenbei könnten die örtlichen Beherbergungsbetriebe von den Kursteilnehmern profitieren.

Umweltpolitik

Sein jüngstes Projekt befasst sich mit dem Wasserschutz in seiner Heimatregion. Als er im Mai mit seiner Maschine bei der Waldbrandbekämpfung unterstützte, war die Löschwasserversorgung ein massives Problem. Sämtliche Oberflächengewässer im Umkreis waren zu diesem Zeitpunkt bereits ausgetrocknet. Aber auch die Wasserwirtschaft, den Waldbau, den Naturschutz und nicht zuletzt den Tourismus sieht Ralf Kremer durch zunehmenden Wassermangel gefährdet. Auf der anderen Seite häufen sich die klimabedingten Starkregenereignisse, bei denen es schnell zu Überschwemmungen kommt. Mit dem Verein „Unser Frankenwald“ hat er deswegen in diesem Sommer ein Positionspapier verfasst und an die Politik übergeben, das alle betroffenen Interessensgruppen dazu auffordert, gemeinsam ein Lösungskonzept zu erarbeiten.

Waldarbeit

Bisher haben wir noch kaum über das eigentliche Forstunternehmen gesprochen. Ähnlich universell wie die Interessen von Ralf Kremer präsentiert sich auch seine Maschinenausstattung. Die Basis bildet ein Werner WF-Trac 2460 mit Kran. Für kleinere Erntemaßnahmen hängt Kremer einen Prozessorkopf Woody 40 von Konrad daran. Der angetriebene Hänger macht die Kombination auf der anderen Seite zum Achtrad-Rückezug. Für steile Hänge gibt es einen Kurzstreckenseilkran KSK 1 von Ritter auf einem Unimog. Ansonsten setzt Ralf Kremer auch im Geschäft auf Vernetzung und Zusammenarbeit mit vielen anderen Betrieben.

Der 41-Jährige, der sein Forstunternehmen Ende 2003 zusammen mit seinem Bruder Jürgen und einem weiteren Mitarbeiter gegründet hat, ist ursprünglich gar kein Forstmann, sondern gelernter Fahrzeugbauer. Die Liebe zum Wald und zur Waldarbeit wurde ihm dennoch in die Wiege gelegt, denn seine Familie bewirtschaftet seit Generationen einen eigenen Wald mit 29 ha. Diese Liebe springt ihm auch förmlich aus dem Gesicht, wenn er über all diese Themen spricht. Der größte Teil seines öffentlichen Engagements erfolgt ehrenamtlich und unentgeltlich, obwohl er kein großes Team hat. Deswegen hätte Ralf Kremer eine Würdigung als Forstunternehmer des Jahres redlich verdient.

 

Heinrich Höllerl