Image
Auch die Firma Mus-Max bietet jetzt einen Lkw-Hacker mit der Drehkabine von Claas an
Auch die Firma Mus-Max
bietet jetzt einen Lkw-Hacker mit der
Drehkabine von Claas an
|

Der Hacktruck PuMMa von Mus-Max

01. November 2020

Bei Hackmaschinen haben sich diverse Geräteklassen etabliert. Zu den komfortablen unter ihnen gehören die Lkw mit Drehkabine. Zu den zwei bisherigen Vertretern dieser Klasse gesellt sich nun ein weiterer Mitbewerber: Es ist der Mus-Max PuMMa, und er kommt aus der Steiermark.

Seit 26 Jahren baut Mus-Max aus dem kleinen weststeirischen Ort Groß St. Florian Hackmaschinen. Die Familie Urch deckt alle Bereiche von den mittleren Geräten auf Anhängern bis zu Großmaschinen auf Fünfachsern und eigenem Motor auf Drehkranz ab. Seit kurzem hat das Unternehmen die Produktpalette mit dem „PuMMa“ ergänzt. Wir haben die ersten beiden Produktionsmodelle gesehen.

Wie Juniorchef Robert Urch berichtet, haben einige Kunden die Anregung für den neuen Hacker an sie herangetragen. Solchen Wünschen verschließt sich ein Hersteller kaum. 18 Monate dauerte es von der zweiten Jahreshälfte 2018 an, bis die Idee einsatzfertig auf den Rädern stand. Ohne viel Werbung gemacht zu haben, ist dieser Maschinentyp so beliebt, dass im Werk ständig an einem PuMMa gebaut wird. Übrigens: Das doppelte „M“ im Typnamen soll mehr an den Hersteller „Mus-Max“ erinnern als Verwechslungen mit einem deutschen Sportartikelhersteller vermeiden, so Urch mit Augenzwinkern.

Lkw-Umbau bei Paul

Der PuMMa verlässt das Mercedes-Benz Werk in Wörth in der vom Kunden gewünschten Spezifikation als 6×4 bis 8×8. Mus-Max bevorzugt rot oder schwarz als Farben, alles andere ist natürlich auch machbar. Der Lkw kommt dann zur Firma Paul Nutzfahrzeuge nach Vilshofen in Niederbayern, wohin auch die Steirer ihre Teile bringen. Paul ist für die Umwandlung des normalen Lkw in den PuMMa zuständig.

Die Firma setzt den aus Österreich gelieferten Grundrahmen auf die Kabinenfederung auf. Vorteil dieser Konstruktion: Alle Eigenschaften des ursprünglichen Fahrerhauses bleiben bestehen. Es federt und kippt sich wie eine originale Kabine. Somit ist auch die Wartung in jeder Mercedes-Benz Werkstätte ohne Umgewöhnung der Mechaniker möglich. Im Rahmen ist ein Drehkranz mit E-Motor eingelassen, auf den die Kabine gesetzt wird. Der Fahrer kann sie nach Einschalten der Zündung bewegen, ohne den Motor anlassen zu müssen. Beim PuMMa fehlt der vom Claas Xerion bekannte Drehzapfen, der sich erst hydraulisch heben muss, bevor die Kabine sich bewegen kann. Die PuMMa-Kabine bleibt immer gleich hoch.

Claas liefert die Kabine

Nebenbei sei bemerkt, dass der PuMMa auch mit der Sonderkabine und den grobstolligen Geländereifen nicht über 4 m Gesamthöhe kommt. Der Innenraum entsteht nach den Vorgaben von Mus-Max, Claas liefert eine Rohbau-Kabine an Paul. Der Sitz stammt aus dem Zubehörhandel, ist klimatisiert und in weiten Bereichen einstellbar. Die Joysticks liefert – wie alle Hydraulikkomponenten – seit Jahrzehnten Danfoss; sie haben sich bei allen Maschinen aus Groß St. Florian bewährt.

Die Lenksäule samt Armaturentafel stammt aus dem Unimog. Robert Urch legt Wert darauf, dass die Lenkung wie gewohnt mit mechanischer Verbindung zum dazu gehörigen Getriebe arbeitet. „Trotzdem ist die Fahrt in jeder Kabinenstellung möglich. Das Fahrzeug ist bis 80 km/h von Mercedes-Benz und den Behörden freigegeben. Der Fahrer hat das Lenkgefühl, das er von anderen Fahrzeugen her kennt.“ Beim Nach-hinten-Schauen steht das Heck der Drehkabine nach vorne über die Fahrzeugfront. Das ist nötig, weil die mechanische Lenkung nicht anders zu machen gewesen wäre. Für Mitfahrer steht ein schmaler Sitz links vom Bediener zur Verfügung.

Motorleistung kommt voll an

Urch verwendet Mercedes-Lkw wegen der Konstruktion der Motoren und des Nebenabtriebes. Die Kraft des Motors wird an der Schwungscheibe von Zahnrädern abgenommen und über einen Flansch an das Umkehrgetriebe vor dem Hacker weitergeleitet. „Damit kommt die gesamte Motorleistung am Hacker an. Das Fahrgetriebe steht beim Hacken still und ist nicht belastet.“ Die Motorleistung ist vom Antrieb abhängig: nur Hinterachse 460 kW, bei Allrad 430 kW, weil Mercedes-Benz verschiedene Motortypen einbaut.

Der Beschickungskran erhält seine Kraft klassisch über den Nebenabtrieb des Motors. Dessen Wasserkühler wandert von vorne nach links hinter die Kabine zwischen die Achsen. Das schafft Platz für mehr Kühlfläche. Die Lamellen sind gröber, der Lüfter ist größer und stärker. Auch der Ölkühler für den Hacker ist hier mit verbaut. Vorne bleiben der Ladeluft- und der Klimakühler. Die Luftansaugung erfolgt neben der Kransäule, der Auspuff ist gekürzt und endet rechts hinter der Kabinenplattform auf gleicher Höhe wie die Plattform selbst. Anders wäre eine drehbare Kabine nicht realisierbar gewesen, erklärt Robert Urch.

Als Hacker dient der Wood Terminator 11 XL, der derzeit drittgrößte Hacker der Steirer: Einzugsöffnung 114 × 75 cm, maximaler Baumdurchmesser 60 cm bei Hartholz, 75 cm bei Weichholz. Für stärkere Ware gibt es einen großen Kegelspalter von Lasco, wie es auch der Hackschnitzler in St. Lambrecht bestellt hat. Mus-Max-typisch ist die Beschickung von rechts. Der Einzugstisch ist 2,7 m lang, „länger als jeder Mitbewerber“, so Urch. Fünfmeterware lässt sich also auflegen, ohne dass sie vom Tisch zu kippen droht. Beide Einzugswalzen sind hydraulisch angetrieben, die obere ist verstellbar und hat wechselbare Werkzeuge.

Metallbau in St. Florian

Der Chef ist stolz darauf, alle Metallbauteile im Haus selbst zu fertigen. So ist der 120 cm breite Rotor, das Herzstück des Hackers, komplett in St. Florian entstanden. Wichtig ist ihm, dass alle Teile dynamisch feingewuchtet sind, denn „Vibrationen sind der Tod jeder Maschine“. Der Kunde kann 5, 10 oder 14 Messer mit 20 mm Stärke oder Klingen mit 10 mm für seinen Rotor haben. Es gibt natürlich Siebe in allen handelsüblichen Größen. Sie hängen an einem schwenkbaren Rahmen vorne am Gebläsegehäuse. Der Fahrer kann daher alleine und „in unter fünf Minuten“ die Hackgutgröße durch Siebwechsel ändern. Am Heck, hinter dem Rotorgehäuse, ist in einem Verbau die Hydraulik- und Elektroanlage des Hackerteils zusammengefasst.

Fünf Schnecken bringen das Hackgut zum Gebläse, das neu konstruiert wurde und sich in Fahrzeugmitte befindet. Mit dem Hydroantrieb sind Schaufeldrehzahlen zwischen 400 und 1 000 U/min stufenlos einstellbar. Der Auswurfkamin ist viereckig und verjüngt sich Richtung Spitze. Das erhöht die Auswurfgeschwindigkeit. Mus-Max gibt an, mit diesem Hacker Ware bis zu 18 m weit ausblasen zu können.

Einzigartig am Markt ist die Möglichkeit, den Kamin um 1,6 m teleskopieren zu können. Dem Hackschnitzler als erstem Kunden etwa ist so die Befüllung bäuerlicher Lager mit niedrigem Dachtrauf, aber großer Gebäudetiefe viel leichter möglich, wie uns versichert wurde. Praxisproben haben gezeigt, dass mit dem PuMMa vor dem Hacker stehende Fahrzeuge beschickt werden können. Auch der Auswurf nach oben ist mit der verstellbaren Kaminöffnung kein Problem.

Das Ganze ist aber nix ohne den Beschickungskran. Mus-Max präferiert hier Epsilon, aber wer auf Kesla oder andere Marken steht, wird auch bedient. Als Tragkraftklasse reichen 130 kNm vollkommen aus. Mus-Max liefert Kräne bis zu einer Reichweite von 10,4 m. Ein 28er-Greifer mit vier Fingern hat sich als Manipulationswerkzeug bewährt.

Bedienpult mit Symbolbildern

Die Bedienung des Hackers und die Einstellung der Werte erledigt der Fahrer auf einem Tablet-ähnlichen Bedienpult in der Kabine. Bemerkenswert ist, dass es keiner Worte braucht, um alles ablesen oder einstellen zu können. „Natürlich haben wir die Menüs in mehreren Sprachen übersetzt, aber Fahrer in Russland oder Japan werden mit Englisch wenig anfangen können.“ Daher stammt der konsequente Einsatz von Piktogrammen. Sie werden weltweit verstanden und brauchen keine Einschulung oder Sprachkurse – steirische Pragmatik sozusagen.

Mus-Max teilt die Bedienung in ein Rüst-Programm und ein Arbeits-Programm. Da ändert sich auch die Belegung der Joysticks. Das beherrschen die Fahrer bereits nach kurzer Zeit, berichtet der Chef aus eigener Erfahrung. Robert Urch sieht den PuMMa als Ergänzung der bisherigen Konzepte. Die Drehkabine werde die Hack-Lkw mit Verglasung der Beifahrerseite und Bedienersitz rechts in der Kabine nicht ersetzen.

Es gebe auch noch einen Markt für Hack-Lkw, wo die Kabine an der Kransäule selbst sitzt, wie ein für Finnland bestimmter Großhacker mit Drehkranz-Aufbau und Cat-Antrieb zeigte, an dem bei unserem Besuch gerade die Endfertigung stattfand. Die Drehkabinen-Hacker sieht Urch eher im oberen Leistungs- und Komfortsegment. „Die meisten Anfragen kommen von dort, wo die Eigentümer planen, selbst diese Maschine zu bedienen.“ Alleine der Preis legt diese Vermutung nahe, denn Urch schreibt beim PuMMa ohne Extras 620 000 € auf die Rechnung. Das sind rund 80 000 € mehr als für eine konventionelle Lkw-Hackmaschine. Komfort, Leistung und Extravaganz sind nicht umsonst zu haben. Das schreckt aber nicht viele ab, denn Robert Urch hat für den PuMMa fast ein Jahr Lieferzeit. Noch, denn es gibt immer mehr Anfragen.

Anton Friedrich