Der Forstbetrieb Aichholz in Lorch ist zumindest in Süddeutschland als ein echter Fanclub für HSM-Maschinen bekannt. Insofern verwundert es nicht wirklich, wenn auch die Rückeraupe von dort stammt. Wir wollen mal hören, ob es beim Besuch vor Ort im Wald auch auch ein paar kritische Töne gab.
Vor allem ist natürlich interessant zu erfahren, ob diese Maschinen in den Augen des Profis wirklich alle Aufgaben erfüllen, die man ihnen in den Werbebroschüren so zugedacht hat: UVV-Schlepper, seilunterstützte Fällung und vor allem boden- sowie bestandsschonendes Vorliefern bei erweiterten Rückegassenabständen. Die ersten beiden Punkte können wir schnell abhaken: Mit einem Gesamtgewicht von 2,5 t ist die CTL 250 FR problemlos auf einem Pkw-Anhänger mitzuführen und allzeit parat, wenn es einen Hänger abzuziehen gilt. Umsetzkosten fallen dafür praktisch keine an, auch wenn die Baustelle mal weiter weg ist. Die Zugkraft ihrer 5-t-Adler-Winde reicht zumindest im Nadelholz aus, um auch große Brocken zu Fall zu bringen. Bei der Arbeit im Zwischenfeld sieht Albrecht Aichholz sogar einen wesentlichen Vorteil gegenüber dem Fendt-Traktor, der bisher dafür eingesetzt wurde: „Wir versuchen gerade in unserer Heimat mit den instabilen und rutschgefährdeten Knollenmergel-Böden die Zahl der Überfahrten generell so gering wie irgend möglich zu halten. Die Raupe ist nur 1,7 m breit. Damit komme ich sogar auf noch nicht aufgehauenen Rückelinien zwischen den Bäumen durch und kann sämtliches Holz in die Kranzone des Harvesters bringen. Der kann dann in einem Durchgang alles aufarbeiten.“
Durch den Fahrfunk der Raupe und die enorme Wendigkeit ist es auch wesentlich kommoder, die Maschine für jeden Baum im optimalen Beizugwinkel zu positionieren, stellt sein Mitarbeiter Ralf Hurlebaus fest. Wenn man dafür jedes Mal einsteigen muss, um den Schlepper zu verfahren, geht man ab und zu Kompromisse ein – zu Lasten der Bestandspfleglichkeit. Von der Geschwindigkeit und der feinen Steuerung der hydraulischen Winde ist er sehr angetan. Dabei vermisst er auch das zweite Seil der 2 × 8-t-Winde am alten Schlepper kaum. Die hiebsreifen Weißtannen, die bei diesem Einsatz teilweise vorkommen, kann das „Räuple“ nicht mehr am Stück beiseilen, gerade dann, wenn sich Starkäste im Fallen in den Boden gebohrt haben. Also wird hier der Erdstamm und die Krone abgetrennt. Wer möchte, kann für solche Fälle bei HSM auch noch eine 7-t-Winde ordern. Irgendwann sind hier aber die Grenzen der Physik erreicht. Ohnehin müsste man die Raupe eigentlich eher als Ameise bezeichnen – schließlich schleppt sie in der Normalausführung schon bis zum Doppelten ihres Eigengewichts. Auch jetzt schon lässt sich der Längsüberschlag provozieren, wenn man die Einlaufrolle ganz nach oben stellt und ordentlich Gas gibt. Beim intensiven Rücken von Starkholz bleibt also ein ordentlicher Knickschlepper weiterhin die erste Wahl.
Eine weitere Option für die CTL-Raupe sind bis zu 140 m Seil. Aichholz denkt aber im Gegenteil darüber nach, von den 100 m, die auf seiner Trommel sind, ein gutes Stück abzunehmen, weil er diese Reichweiten vermutlich nie braucht und bei der Arbeit in den obersten Seillagen natürlich Zugkraft verlorengeht.
Bei der Einfahrt in noch unbearbeitete Rückegassen steht noch kein Material zur Verfügung, das man in den Straßengraben legen könnte. Da ist dann der maximale Böschungswinkel gefragt. Die Laufbänder der CTL 250 gehen fast bis an die Außenkanten des Chassis, aber eben nur fast. Das Heckschild lässt sich um 25 cm anheben, aber nicht weiter ankippen wie beispielsweise bei der Forstraupe von Wicki. Am vorderen Ende hat unsere Maschine die optionale Traktionswinde verbaut, die einen zusätzlichen Überhang darstellt. Für die Arbeit im Steilhang oder auf extrem sensiblen Böden verfügt diese über 65 m Dyneema-Seil und kann mit 0,5 – 2,3 t das Fortkommen unterstützen. Geregelt wird das über ein Poti in der Fernsteuerung. Nach einer kurzen Synchronisierungsprozedur läuft die Winde automatisch mit, wenn man den Fahrantrieb aktiviert. Die 40 cm breiten Laufbänder mit ihren aufgeschraubten Stahlstegen (auf Wunsch mit Felastec-Kunststoffplatten kombinierbar) werden über die vorderen Räder angetrieben, die wie riesige Zahnräder in die Lücken eingreifen. Ein Durchrutschen ist da ausgeschlossen. Die Stützrollen in der Mitte des Fahrwerks sind pendelnd aufgehängt und auch seitlich können sich die Bänder beim Überfahren von Hindernissen in einem gewissen Bereich verwinden. Mit einer hydraulischen Spannvorrichtung werden sie im Betrieb permanent auf Zug gehalten.
Die Diskussion um die notwendige Bodenfreiheit dieser Maschinengattung ist so alt wie der erste Prototyp einer Rückeraupe. Mit 27 cm liegt die CTL 250 FR hier schon im oberen Bereich, manche bieten aber noch mehr. Je höher das Gerät baut, umso weiter wandert aber auch der Schwerpunkt nach oben und die Kippgefahr beim seitlichen Zug steigt an. Im Forstbetrieb Aichholz sieht man auf jeden Fall keinen Bedarf für noch mehr. Hohe Stöcke lassen sich mit ein bisschen Übung jederzeit umfahren und auch bei ausgeprägten Geleisen kann man sich im Regelfall versetzt zu den Fahrspuren bewegen.
Rund 70 000 € netto muss man für so eine Maschine rechnen. Die Extraqualifikation mit der Traktionswinde schlägt mit weiteren 5 000 € zu Buche. Offenbar war die Rückeraupe für den Forstbetrieb eine sinnvolle Investition. Fliegt der Schlepper jetzt also demnächst aus dem Fuhrpark? Vermutlich nicht – aber eine Neuanschaffung auf der Basis eines normalen Traktors für die genannten Einsatzbereiche müsste man hinterfragen. Wer den Schlepper nicht noch für andere Tätigkeiten einsetzt, ist mit der Rückeraupe auf jeden Fall professioneller unterwegs.