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Erdölbasierte Leime können künftig durch schadstofffreie holzbasierte Leime auf der Grundlage einheimischer Baumarten ersetzt werden.
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Chemiefreier Klebstoff aus Holzrinde

27. August 2018

Schweizer Forscher entwickelten einen formaldehydfreien Klebstoff aus Holz. In modernen Holzwerkstoffen eingesetzt, kann dieser die Wohngesundheit verbessern. Das Ausgangsprodukt ist die Holzrinde.

Bei der Herstellung von Schnittholz fällt in großen Mengen Rohstoff an. Dieser ist eine hervorragende Basis für formaldehydfreie Klebstoffe. Ein Forscherteam der Berner Fachhochschule in Biel (Schweiz) hat ein Verfahren entwickelt, um aus Fichtenrinde hochwertige Kleb- und Verbundstoffe für die Holzindustrie zu gewinnen. Damit können künftig vorwiegend bei der Holzplattenherstellung synthetische und erdölbasierte Klebstoffe durch nachwachsende heimische Rohstoffe ersetzt und gleichzeitig die gesundheitsschädigend Emission von Formaldehyd vollständig ausgeschlossen werden.

Das Ausgangsprodukt Holzrinde fällt in großen Mengen bei der Herstellung von Schnittholz in Sägewerken an und wurde bisher thermisch verwertet. Mit den aus dieser Rinde gewonnenen hochreinen Extrakten lassen sich bei Wasserzugabe hervorragend wirksame Klebstoffe herstellen. Diese könnten auch den 3D-Druck revolutionieren und völlig neue Bau- und Designwerkstoffe ermöglichen.

Tannin aus heimischem Holz

Tanninextrakte wurden bisher schon bei der Klebstoffherstellung verwendet – allerdings unter Einsatz von Rinden tropischer Holzarten aus Übersee. „Jetzt können heimische Holzarten herangezogen und das bisherige Nebenprodukt Rinde im Sinne einer Kaskadennutzung einer effizienten stofflichen Verwendung zugeführt werden“, erläuterte Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand.

Dies werde auch den Thüringer Sägebetrieben neue Einnahmequellen auf der Basis nachwachsender Rohstoffe eröffnen. Möglich macht das ein Verfahren, dass die hochreine Extraktion von Tanninen durchführt und im industriellen Maßstab künftig noch weiter verbessert werden soll. Auch die genauen Klebstoffrezepturen benötigen noch Forschungsarbeit.

Erdöl des 21. Jahrhunderts

„Der nachhaltig geerntete Roh-, Bau- und Werkstoff sowie Energieträger Holz entwickelt sich  immer mehr zu einem Chemierohstoff“, so Gebhardt weiter. Holz kann nicht nur in vielfältiger Weise erdölbasierte, synthetische Werkstoffe ersetzen, sondern erschließt auch völlig neue Verwendungsgebiete. Dabei überzeugt die ausgezeichnete Ökobilanz von Holz und Holzprodukten, insbesondere im Kontext des Klimaschutzes.

ThüringenForst