Das Bundesandwirtschaftsministerium hat am 7. September die Nationale Waldstrategie 2050 vorgestellt. Die Naturschutzverbände haben sie unisono abgelehnt. Das war zu erwarten, aber auch viele Förster können dem Papier nur wenig abgewinnen. Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) hat sich klar gegen die Pläne ausgesprochen, unter anderem weil sie nicht mit dem Bundesumweltministerium abgestimmt wurden. Der BDF-Vorsitzende Ulrich Dohle fordert darum einen neuen, breiten gesellschaftlichen Beteiligungsprozess, wie es ihn beispielsweise die „Zukunftskommission Landwirtschaft“ vorgelebt hat. Münden müsse dieser Prozess in einen „Nationalen Waldplan 2050“.
10.000 Stellen mehr
Der BDF vermisst in der Nationalen Waldstrategie 2050 inhaltlich vor allem verbindliche Aussagen zum Forstpersonal. Der BDF will es bundesweit um 10.000 Stellen verstärken. „Ohne die Berücksichtigung der sehr knappen Ressource des Forstpersonals werden alle politischen Maßnahmenpläne lediglich unverbindliche Absichtserklärungen bleiben“, befürchtet Dohle.
Neoliberaler Zeitgeist
Für den BDF ist die Umkehrung des ständigen Personalabbaues schon lange ein Muss. Dohle beklagte erst kürzlich beim Nationalen Waldgipfel der Waldakademie von Peter Wohlleben den neoliberalen Zeitgeist, der vor zwanzig Jahren in der Forstwirtschaft Einzug gehalten habe. Viele Verantwortliche hätten die öffentlichen Wälder damals am liebsten nach dem Vorbild der Österreichischen Bundesforste in Aktiongesellschaften verwandelt. In Schleswig-Holstein sollte der Staatswald sogar verkauft werden.
„Das hat Gott sei Dank nicht geklappt“, sagte Dohle. Das Forstpersonal ist in den vergangenen 30 Jahren dennoch um über 50 % reduziert worden. Mit der Folge, dass die Ausrichtung der öffentlichen Forstbetriebe auf Gewinnerzielung vielerorts zu einer Vernachlässigung der Gemeinwohlaufgaben geführt habe. „Der Ärger über industrialisierte Holzgewinnung in der Bevölkerung steigt. Besonders wenn das Forstpersonal im Eiltempo am Waldbesucher vorbeibraust, um europa- oder deutschlandweit ausgeschriebene Forstunternehmen einzusetzen oder Holz „just in time“ zu liefern“, erläutert Dohle den Frust vieler seiner Kollegen und Kolleginnen.
Forderungskatalog zur Bundestagswahl
Ulrich Dohle traut den Ankündigungen der Politiker nicht wirklich. Selbst die Partei Bündnis 90/Die Grünen hat seine Erwartungen bisher enttäuscht. Beim Nationalen Waldgipfel von Peter Wohlleben beklagte er, dass sie in elf Bundesländern an der Regierung beteiligt seinen und in Baden-Württemberg sogar den Ministerpräsidenten stellten. Aber selbst dort habe der Landesbetrieb Forst BW eine deutlich erwerbswirtschaftliche Ausrichtung.
Welche Forderungen der BDF an die künftige Bundesregierung hat, das können Sie hier nachlesen.