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Großer Schwarzer Eschenbastkäfer (Hylesinus crenatus)
Großer Schwarzer Eschenbastkäfer (Hylesinus crenatus)

Borkenkäfer an geschwächten Eschen

07. April 2023
In letzter Zeit fallen immer wieder Eschenaltbäume auf, bei denen der Specht auf der Suche nach Nahrung großflächig die Rinde abgeschlagen hat. Unter der Rinde finden sich große Mengen von Käferlarven. Zumeist handelt es sich dabei um die Larven des „Großen Schwarzen Eschenbastkäfers“.
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Typisches Brutbild des Bunten Eschenbastkäfers. Die Larvengänge verlaufen mehr oder weniger senkrecht, dicht gedrängt und sind meist mit vier Zentimetern nur kurz.
Typisches Brutbild des Bunten Eschenbastkäfers. Die Larvengänge verlaufen mehr oder weniger senkrecht, dicht gedrängt und sind meist mit vier Zentimetern nur kurz.

Der „Große Schwarze Eschenbastkäfer“ (Hylesinus crenatus) besiedelt u. a. vom Eschentriebsterben geschädigte und geschwächte Alteschen. Spechte nutzen diese als willkommene Winter- und Frühjahrsnahrung. Zu Beginn des Eschentriebsterbens stand der „Bunte Eschenbastkäfer“ (Hylesinus fraxini) bei vielen Waldbesitzern im Fokus. Dieser kommt vor allem in Stangenholzbeständen vor. Dem Käfer wurde damals ein hohes Schadpotenzial nachgesagt. Diese Befürchtungen konnten durch Untersuchungen der LWF widerlegt werden.

Großer Bruder an vorgeschädigten Eschen

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Altesche mit großflächigen Spechtabschlägen
Altesche mit großflächigen Spechtabschlägen

Nach 15 Jahren Eschentriebsterben in Bayern (Erstnachweis der Erkrankung 2008) steht nun der „Große“ Bruder des „Bunten“ Eschenbastkäfers im Mittelpunkt. Auch diesem Käfer wird ein mögliches waldschutzrelevantes Potenzial zugesprochen. Aber auch dieses Mal ist es wieder so, dass die Bastkäfer eben nicht auf vitale, sondern (teils stark) vorgeschädigte Eschen treffen.

Permanente Infektionen mit dem Eschentriebsterbenspilz (Hymenoscypus fraxineus) in den vergangenen Jahren und auch die Trockenheit im Sommer 2022 haben den vermeintlich vitalen Alteschen stark zusetzt. Eigentlich haben Altbäume gegenüber jungen Eschen einige Vorteile: Ihre Blätter sind von den am Boden liegenden Blattspindeln – dem Ort der Sporenfreisetzung – weiter entfernt. Zudem haben sie eine größere Blattmasse. Und ihre Kronen sind höheren Windgeschwindigkeiten ausgesetzt, was eine Blattinfektion durch den Pilz erschwert. Trotzdem schwächen die jährlichen Blattverluste die Altbäume, die so von Folgepathogenen wie dem Hallimasch und sekundären Käferarten wie dem Bastkäfer besiedelt werden (vgl. auch Blickpunkt Waldschutz Nr. 4/2014).

Empfehlungen

Durch die Entnahme von Bastkäferbäumen kann die lokale Populationsdichte der Käfer reduziert und das Absterben von wichtigen Alt- und Samenbäumen in deren Umfeld zeitlich verzögert, allerdings nicht aufgehalten werden. Alteschen mit abplatzender Rinde sollten, wo die Verkehrssicherung eine Rolle spielt, auf ihre Stabilität überprüft werden. Gibt es ggf. Anzeichen von Wurzelfäule? In der Bestandestiefe oder an anderen geeigneten Stellen könnten solche Alteschen als Biotopbäume verbleiben.

Entlang von Straßen sollten jedoch nur Eschen mit genügendem Abstand als Hochstumpf-Biotopbäume verbleiben. Durch Eschentriebsterben geschwächte Bäume sind in der Regel von Wurzelpilzen befallen und haben daher nur eine eingeschränkte Standsicherheit.

Larven im Brennholz

Wenn das befallenen Holz geerntet und als Brennholz aufgearbeitet wird, kann es natürlich passieren, das sich noch lebenden Larven unter der Rinde befinden. Eine Gefahr für bereits trockenes oder verbautes Holz bzw. Möbel geht von diesen Larven nicht aus.

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Mit Material von Ludwig Straßer, Hannes Lemme und Gabi Lobinger, LWF
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