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Rückepferd transportiert Stämme aus dem Wald
Karsten Güttler demonstriert den Pferdeeinsatz im Buchen-Eichenmischwald auf nassen, extrem befahrungsempfindlichen Böden.

Bodenschutz im Klimawandel: Renaissance der Rückepferde

27. Februar 2022

Im Mai 2021 fand am Forstlichen Bildungszentrum Rheinland-Pfalz in Hachenburg ein interdisziplinärer Workshop zum Thema „Holzrücken mit Pferden: Einsatzbereiche, Potenziale und Grenzen“ statt. Nach dem Erfolg der Veranstaltung wurde der Workshop Anfang 2022 wiederholt. Ein Gastbeitrag von Monika Runkel, Leiterin der Dienststelle Forstamt Hachenburg, Landesforsten Rheinland-Pfalz.

In Zeiten des Klimawandels steht die Holzproduktion in unseren Waldökosystemen mehr denn je vor neuen Herausforderungen. In diesem Zusammenhang wird der Pferdeeinsatz in der Waldwirtschaft immer wieder auch in der Gesellschaft diskutiert. Sowohl bei Befürwortern als auch bei Kritikern dieser Technik führen nicht selten fehlende Sachkenntnisse zu Fehleinschätzungen.

Erstmals diskutierten nun Spitzenvertretungen aus Waldbesitz, Naturschutz, Forstunternehmen und Verwaltung bei einem fachübergreifenden Workshop des forstlichen Bildungszentrums Rheinland-Pfalz am Forstamt Hachenburg die Potenziale und Grenzen dieser Technik.

Teilnehmende Gäste waren unter anderem Georg Schirmbeck, Präsident des deutschen Forstwirtschaftsrats (DFWR), Dr. Jacob, Landesforsten RLP, Dr. Karl-Heinz Frieden, Präsident des Gemeindes- und Städtebundes RLP, Christian Keimer, Vorsitzender Waldbesitzerverband RLP, Sabine Yacoub, Landesvorsitzende des BUND, Harry Neumann, Naturschutzinitiative e. V., Elmar Stertenbrink, Bundesvorsitzender der Interessensgemeinschaft Zugpferde, Axel Podlech Forstunternehmerverband RLP sowie die erste Beigeordnete des Westerwaldkreises, Gabriele Wieland.

V. l.: Christian Keimer (Waldbesitzerverband RLP), Monika Runkel (Forstliches Bildungszentrum/Forstamt Hachenburg), Dr. Jens Jacob (Landesforsten RLP), Staatsministerin Katrin Eder ( Ministerium für Umwelt Klimaschutz, Energie und Mobilität RLP), Georg Schirmbeck (Präsident des DFWR), Dr. Karl-Josef Frieden (Gemeinde-und Städtebund RLP)

Potenziale von Rückepferden in der Holzernte

Vor Ort zeigten Pferderücker die Arbeit mit den Tieren und erklärten auf was dabei sowohl hinsichtlich der Holzernte als auch hinsichtlich des Tierschutzes zu achten ist.

Auch die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder machte sich ein Bild vom Pferdeeinsatz im Wald und nahm an der 360 °-Beurteilung der hochrangigen Workshopteilnehmenden aktiv teil. Es wurde einerseits klar, dass der Pferdeeinsatz nur in der Kombination mit der Maschine möglich ist, die das schwere Holz von der Rückegasse zur Waldfahrstraße transportiert: Pferdearbeit bedeutet also keinen Verzicht auf Forstmaschinen. Auch großflächige Borkenkäferschadflächen können nicht mit Pferden geerntet werden. Ein „Ja“ zum Pferde bedeutet also nicht das „Nein“ zu Maschine. Es besteht also keine Konkurrenzsituation, denn das Pferd kann und wird den Harvester nicht ersetzen. Die Pferdearbeit ist andererseits in mittelalten und jüngeren Wäldern eine hervorragende Ergänzung zu anderen bodenschonenden Techniken.

Rückepferde im Wald – ein Fazit

Ministerin Eder war sich mit allen Teilnehmenden darüber einig, dass die Pferdearbeit im Wald einen wichtigen Platz neben anderen Techniken hat. Ein gewinnbringender Austausch in der Sache führt am Ende zur Einigkeit darüber, dass zugunsten des Waldes jede sanfte Technik integriert werden sollte, die uns zur Verfügung steht. Und dazu gehört am Ende auch – aber eben nicht nur – das Pferd. Wälder im Klimawandel werden mehr Pferde brauchen. Die Technik ist nicht „rückwärtsgewandt“ sondern innerhalb ihres spezifischen Einsatzspektrums unbedingt zukunftsfähig.