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Bäume und Windräder hinter flirrender Hitze in der Luft
Wahrscheinlich steigen die globalen Temperaturen in den nächsten fünf Jahren auf ein Rekordniveau.

Bis 2027: Der wärmste Zeitraum seit Beginn der Aufzeichnungen

01. Juni 2023
Mit 98 %-iger Wahrscheinlichkeit werden die kommenden fünf Jahre global betrachtet der wärmste Zeitraum seit Beginn der Aufzeichnungen. Das hat die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) errechnet. Was bedeutet das in Bezug auf das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens?

Die WMO hat einen neuen Bericht veröffentlicht, demnach die globalen Temperaturen in den nächsten fünf Jahren wahrscheinlich auf Rekordniveaus ansteigen werden. Hauptverursacher seien der Klimawandel, v. a. Treibhausgasemissionen, und das El-Niño-Ereignis.

Die 1,5-Grad-Marke wird überschritten

Mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 % werde die jährlich durchschnittliche und oberflächennahe Temperatur zwischen 2023 und 2027 mehr als 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau liegen. Dieser Effekt halte für mindestens ein Jahr an und beziehe sich auf eine globale Betrachtung der Temperaturen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 98 % werde eines der nächsten fünf Jahre außerdem das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen.

Die Wahrscheinlichkeit, die 1,5°C-Marke vorübergehend zu überschreiten, ist seit 2015 immer weiter gestiegen. Damals lag sie noch bei fast 0 %.

WMO-Prognose im Überblick

Die wichtigsten Punkte des Berichts zusammengefasst:

  • Die Temperaturen zwischen 2023 und 2027 werden voraussichtlich 1,1 bis 1,8 °C höher sein als der Durchschnitt von 1850 bis 1900.
  • Der Temperaturrekord von 2016 wird voraussichtlich in den nächsten fünf Jahren übertroffen.
  • Der kühlende Einfluss der La Niña während der letzten drei Jahre bremste vorübergehend den Erderwärmungstrend und endete im März 2023. Für die kommende Zeit ist ein El Niño prognostiziert.
  • Die Temperaturen in der Arktis sind unverhältnismäßig hoch.
  • Bis 2027 ist mit erhöhten Niederschlägen zwischen Mai und September in einigen Teilen der Erde, auch Nordeuropa, zu rechnen. Verringerte Niederschläge in dieser Saison treten wahrscheinlich über dem Amazonas und Australien auf.

Klimabedingte Risiken steigen mit der Temperatur

Der Bericht bedeute zwar nicht, dass der im Pariser Abkommen beschlossene Grenzwert von 1,5 °C, der sich auf eine langjährige Erwärmung bezieht, dauerhaft überschritten wird, aber: „Die WMO schlägt Alarm, dass wir die 1,5°C-Marke vorübergehend und häufiger überschreiten werden“, sagte WMO-Generalsekretär und Meteorologe Prof. Petteri Taalas. „Dies wird weitreichende Auswirkungen auf Gesundheit, Ernährung, Wassermanagement und Umwelt haben.“

Das Pariser Abkommen legte Ende 2015 langfristige globale Ziele fest: Alle Nationen sollen daran arbeiten, die globalen Treibhausgasemissionen erheblich zu reduzieren und den globalen Temperaturanstieg in diesem Jahrhundert auf 2 °C zu begrenzen, wenn möglich noch weiter auf 1,5 °C. Denn die 1,5-Grad-Schwelle sei kein statistischer Wert, sondern grenze sich in seinen Auswirkungen deutlich von dem alternativen 2-Grad-Szenario ab. Der Weltklimarat geht davon aus, dass die klimabedingten Risiken, wie bspw. Waldbrände und vermehrtes Artensterben, bei einer globalen Erwärmung von 1,5 °C höher sind als derzeit und geringer als bei 2 °C.

Der WMO-Bericht wurde im Vorfeld des Weltkongresses für Meteorologie, der vom 22. Mai bis 2. Juni stattfindet, veröffentlicht. Die WMO wird ihre Erklärung auch auf der UN-Klimakonferenz COP28 im Dezember 2023 vorstellen.

Mit Material von WMO, Helmholtz