Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) veröffentlichte Ende Februar einen Bericht über das 2022 abgeschlossene Projekt zur Bewertung der Holzernte in Wäldern mit Schutzstatus. Gefördert wurde es durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), um eine effiziente, sichere sowie technisch und nachturschutzfachlich vertretbare Holznutzung auf für den Naturschutz wichtigen Waldflächen zu ermöglichen.
Die beteiligten Akteure empfehlen der Forstpolitik, dem Naturschutz und Forstbetrieben, „künftig im Waldbau die Erfordernisse einer sicheren Waldarbeit mit zu berücksichtigen.“
Holzernte mit Naturschutz-Vorgaben
Beteiligt waren Fachleute des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik e. V. (KWF), der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) und des Unternehmens Unique land use GmbH. Sie prüften, inwieweit Holzernteverfahren standortabhängig angepasst bereits heute Naturschutz-Vorgaben zu großen Rückegassenabstände, zum Boden- und Artenschutz, zu Biotopbäumen, Verjüngung und liegendem Totholz einhalten und wodurch diese Arbeiten erschwert werden.
In die Bewertung der Verfahren flossen Parameter wie die Arbeitssicherheit, Kosten und die Arbeitsleistung bei der Holzernte mit ein. Die vollmechanisierte Holzernte in Waldbeständen mit und ohne naturschutzfachliche Merkmale diente als Referenz.
Darum braucht es technische Lösungen bei der Holzernte
Mit den Untersuchungen zeigte sich, dass von einer höheren Gefährdungssituation für Forstleute in Schutzgebieten auszugehen ist. Das sei durch die dichtere Waldstruktur bedingt. Die Sicht und Bewegung seien eingeschränkt, außerdem ist die Gefahr von herabfallenden Ästen besonders hoch, wenn motormanuell eingegriffen werden muss. Eingriffe in Waldbeständen mit entsprechenden Naturschutz-Vorgaben erfordern daher technisch aufwändigere Verfahren. Der Einsatz von Harvestern stoße in strukturreichen Wäldern aber an Grenzen.
„Die vollmechanisierte Holzernte ist das sicherste Arbeitsverfahren. Wegen der komplexen Waldstruktur in Schutzgebieten muss davon allerdings abgewichen und der Holzeinschlag oft motormanuell erfolgen. Weite Rückegassenabstände, sichteinschränkende Vegetation oder liegendes Totholz behindern die maschinelle Fällung. Auch an übergroßen Baumdimensionen kann die maschinelle Holzernte scheitern“, sagt Projektkoordinator Bernhard Hauck vom KWF.
Naturschutz im Wald stellt Forstwirtschaft vor neue Herausforderungen

Zur höheren Arbeitssicherheit sollten Rückegassenabstände und Baumdimensionen den Einsatz von Harvestern weiterhin ermöglichen. Waldbauliche Strategien hin zu mehr Naturschutz, Arten- und Strukturreichtum in den Wäldern führen mittel- bis langfristig aber zu grundlegenden Veränderungen in der Holzernte, so die Experten. Technische Lösungen werden damit aufwändiger.
Eine kleinflächige Trennung von bewirtschafteten und unbewirtschafteten Zonen könnte helfen. Sie ermögliche die Anforderungen des Naturschutzes im Hinblick auf Habitatbäume und Totholz. Bei Harvester-Einsätzen mit Sichteinschänkungen durch vielseitige Waldstrukturen raten die beteiligten Akteure zu sensorbasierten Systemen und Kamera-Unterstützung. In Zonen, die nur eine motormanuelle Holzernte zulassen, sollten fernbedienbare Fällkeile sowie Seilunterstützung zum Einsatz kommen.
Um Forstbetriebe zu entlasten, empfehlen die Fachleute der Forstpolitik, einen Ausgleich für den höheren Aufwand sowie kleinere Erlöse zu schaffen. „BestHarvest“ soll den Dialog zwischen Naturschutz und Forstwirtschaft versachlichen und eine sichere Waldarbeit unter allen Anforderungen ermöglichen.
Ausführliche Ergebnisse können Sie bei der FNR oder auf der Projektseite des KWF nachlesen.