Die Bäume in Hessens Wäldern sind derzeit in der Blüte. Trotzdem geht es dem Wald am heutigen Tag des Baumes nicht gut. Sturm, Borkenkäfer und Pilze haben große Löcher in den Wald gerissen. Hessens Waldbesitzer stehen vor der Herausforderung, einen klimastabilen Mischwald auf den waldfreien Flächen zu etablieren. Dafür kann die Blütenpracht wertvoll sein.
Die Blüten der verschiedenen Baumarten sind dabei mehr oder weniger auffällig. „Während Arten wie Vogelkirsche und Spitzahorn vor dem Austrieb junger Blätter auffallend weiß oder grellgrün blühen, nimmt man die Blüten von Eiche und Buche kaum wahr“, so Michael Gerst, Leiter des Landesbetriebs HessenForst. Bei den Nadelbäumen fällt die Lärche mit ihren roten Blüten auf. Fichtenblüten bleiben oft unerkannt, liefern jedoch große Mengen von gelbem Blütenstaub. Da sie in der Regel zur gleichen Zeit wie der Raps blühen, schreiben viele die gelbe Staubschicht auf Autos und an Fenstern ihm zu. „Tatsächlich sind Rapspollen jedoch so schwer, dass sie der Wind nicht weit verweht. Es sind die leichten Pollen der Fichte, die sich nicht nur in den blühenden Baumkronen, sondern auch in der ganzen Landschaft verteilen“, so Gerst. Die Baumblüte stellt für die nach der Dürre des vergangenen Jahres noch geschwächen Waldbäume einen echten Kraftakt dar.
Unterstützung der Naturverjüngung
Bis in den vergangenen Herbst hinein war es extrem warm, die Bäume litten unter enormem Trockenstress. „Die Bäume registrieren, wenn ihr Leben in Gefahr ist. Um den Fortbestand ihrer zu Art sichern, bildeten sie viele Blütenknospen aus, damit aus vielen Samen viele Nachkommen entstehen können“, erklärte Gerst. Doch die Entwicklung großer Samenmengen schwächt die Bäume zusätzlich. Andererseits bieten sie die Chance, dass sich auf entwaldeten Flächen Naturverjüngung etablieren kann.
Entwicklung von Mischbeständen
„Bei der Wiederbewaldung achten wir darauf, dass wir Baumarten etablieren oder fördern, die gut zu den Bodenverhältnissen passen und mit steigenden Temperaturen und weniger Niederschlag auskommen“, betonte Gerst. „Zudem legen wir Wert darauf, dass Mischbestände entstehen. Wenn verschiedene Baumarten nebeneinander vorkommen und eine ausfällt, entsteht noch lange keine Freifläche.“
In Zuge des Klimawandels werden z. B. Roteiche, Esskastanie und Walnuss zwischen die bereits etablierten Arten gemischt. Bei den Nadelbäumen zeichnet sich die Douglasie als klimarobuste Art ab.
Seit Januar 2018 sind in Hessens Wäldern große Freiflächen entstanden. Gerst blickt besorgt in die Zukunft: „Wir müssen leider in diesem Sommer mit weiteren nennenswerten Schäden rechnen. Das traumhafte, warme und trockene Frühlingswetter könnte für den Wald zum Alptraum werden.“