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Mischwald
Aktiver Waldumbau nützt dem Klimaschutz am meisten, sagt die Studie der HSWT. Im Falle einer Stilllegung werde der Wald dagegen schnell zur CO2-Quelle.

Bäume fällen und Holz verbrennen für ein besseres Klima - Das steckt dahinter

13. September 2023
Wer Bäume fällt, tut mehr für den Klimaschutz als jemand, der den Wald sich selbst überlässt.

Was sich zunächst wie ein krasser Widerspruch anhört, hat eine im Juni veröffentlichte Studie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) bestätigt: Dem Klima nützt es mehr, wenn man Holz erntet, also Bäume fällt, und dieses Holz teilweise auch verbrennt, als wenn man den Wald unberührt lässt.

Deutschland gilt als waldreichstes Land Mitteleuropas. Knapp ein Drittel der Gesamtfläche ist mit Wald bedeckt. Allerdings sind Experten sich einig, dass der Wald als Ökosystem und Erholungsort in Gefahr ist – er muss deutlich vitaler und klimabeständiger werden, um fit für die Zukunft zu sein. Wissenschaftler der HSWT haben deshalb verschiedene Szenarien berechnet, wie die deutschen Wälder langfristig bestehen und zum Klimaschutz beitragen können.
 

Bäume fällen oder nicht? Das sind die die Szenarien:

  1. Stilllegung: 37 % des Waldes werden streng geschützt. Das bedeutet 48 % weniger Rundholz. 
  2. Basismodell: Wald wird wie seit 1990 weiter bewirtschaftet
  3. Aktiver Waldumbau: Weg von Monokulturen und überalterten, anfälligen Wäldern hin zu klimastabilen Mischwäldern
     
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Waldbauszenarien_Klimawirkung
Mit Flächenstilllegungen und einem "Weiter so"-Szenario wird der Wald schnell zur CO2-Quelle. Einzig der aktive Waldumbau hält den Wald dauerhaft in der Lage, immer neuen Kohlenstoff zu speichern, so die verkürzte Kernaussage der Studie.

„Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass ein aktiver Waldumbau dringend notwendig ist“, erklärt Martin Bentele, studierter Forstwirt und Geschäftsführer beim Deutschen Pelletinstitut. In vielen Wäldern ist der Holzvorrat zu hoch. Zudem wachsen alte Bäume langsamer und nehmen dadurch weniger CO2 auf, was kontraproduktiv für den Klimaschutz ist.

Deshalb nützt Bäume Fällen dem Klima

Szenario 3 mit einem aktiven Umbau zum klimaresilienten Wald und damit einhergehender stofflicher und energetischer Nutzung erreicht die beste Klimaschutzwirkung. 
Mischwälder aus Laub- und Nadelbäumen sind stabiler ggü. Gefahren des Klimawandels.

  • Alters- und sortengemischte Wälder nehmen mehr CO2 auf als ältere Monokulturen.
  • Die Biodiversität bleibt in jedem der drei Szenarien gesichert. 
  • Holz aus dem Waldumbau und Reststoffe ersetzen fossile Energieträger.  
  • Gleichzeitig wird in langlebigen Holzprodukten CO2 gespeichert. 
  • Auch über 2050 hinaus bleibt die finale Klimaschutzleistung sehr wahrscheinlich bestehen – in den Szenarien 1 und 2 nimmt sie hingegen ab, v.a. beim Nadelholz. Der Wald kann sogar aufgrund von Totalausfällen (Waldbrände, Schädlinge) zur Kohlenstoffquelle werden!  
  • 5 Mio. t Pellets/Jahr allein aus heimischen Sägenebenprodukten/ Reststoffen können problemlos bereitgestellt werden. Dazu kommen 17 Mio. t aus nicht-sägefähigem Holz – und perspektivisch – auch aus Waldrestholz.
  • Hackschnitzel aus Waldrestholz und Ernterückständen stehen anfangs durch den Waldumbau und wahrscheinlich auch als Schadholz vermehrt zur Verfügung. In den Folgejahren erreichen dann auch die neuen Bestände das Alter zur Durchforstung und damit zur Bereitstellung von Waldrestholz aus der Waldpflege.
     

Umbau zu Mischwäldern zeitnah angehen

Professor Dr. Hubert Röder erklärt den Sachverhalt in einem Video: 

Holz als Baumaterial und Brennstoff: Gut fürs Klima

Die Studie belegt: Mit Flächenstilllegungen wird der Wald seine Funktion als CO2-Senke langfristig nicht erfüllen. Deswegen ist eine Verjüngung durch den aktiven Umbau der Wälder unverzichtbar. „Die großen Holzmengen, die durch einen nachhaltigen Waldumbau anfallen, stehen als klimafreundliches Baumaterial und Ersatz für fossile Brennstoffe bereit“, erklärt Bentele. So entsteht ein doppelter Einspareffekt von schädlichen Klimagasen. 

Schon heute ist Deutschland europaweit das Land mit der höchsten Pelletproduktion. Und das sei gut, führt Bentele aus, denn eine nachhaltige Holznutzung steigert auf lange Sicht die CO2-Leistung des Waldes. Kurz gesagt: Bäume fällen im Rahmen einer nachhaltigen Forstwirtschaft nützt dem Klima am meisten.

Quelle: DEPI/HSWT