Schwedenhühner stärken Thüringer Auerhuhnpopulation
Die thüringische Landesforstanstalt engagiert sich seit Jahren für den Erhalt des Auerhuhns. Das Erlöschen der Art konnte dadurch erfolgreich verhindert werden. Forstministerin Susanna Karawanskij setzt Mitte Mai erneut Wildfänge aus der nordschwedischen Region Västerbotten aus. Sie sollen das kleine Thüringer Vorkommen stärken und der genetischen Auffrischung dienen. Die Maßnahmen scheinen sich zu bewähren: Letztjährige Monitoring-Ergebnisse stützen die Annahme, dass die Population von ehemals fünf auf aktuell bis zu 40 Tiere angewachsen ist.
„Wenn aus Wiederholungen etwas Bleibendes wird, gibt es berechtigten Grund zur Hoffnung. Erste Sichtungen von Nachkommen der im letzten Jahr ausgewilderten Schwedenhühner stimmen hoffnungsvoll, dass es gelungen ist, eine fast ausgestorbene Art wieder hier in Thüringen anzusiedeln. Die Auswilderung von Auerhühnern macht uns zugleich bewusst, wie wesentlich forstwirtschaftliche Arbeit zum Artenschutz beiträgt. Mein Dank gilt daher allen, die sich Jahr für Jahr im Projekt mit Fachwissen und Tatkraft engagieren“, sagt Forstministerin Karawanskij.
Dramatischer Lebensraumverlust
Während 1950 noch über 300 Auerhühner in Thüringen lebten, sank der Bestand in den 1970er Jahren dramatisch. Ursächlich war der durch Schadstoffeinträge verursachte Verlust geeigneter Lebensräume. Im Fokus des forstlichen Rettungsprogramms steht die Verbesserung der Lebensraumqualität, ergänzt um die Bestandsstützung sowie um die lokale Bekämpfung der heimischen und invasiven Fressfeinde des äußerst scheuen Waldhuhns.
Nach- und Vorteile durch klimawandelbedingte Borkenkäferschadsituation
In den vergangenen Jahren wurden erfreulicherweise im Thüringer Schiefergebirge im Bereich der Forstämter Gehren, Neuhaus, Sonneberg, Saalfeld-Rudolstadt und Frauenwald immer wieder Nachweise für ein Balzgeschehen gefunden. Auch Hinweise auf in freier Natur erfolgter Reproduktionen lassen die Experten hoffen. Diese scheint auch von den im letzten Jahr ausgewilderten Wildhennen aus Schweden ausgegangen zu sein. Mit der erneuten Auswilderung erhält die heimische Population einen weiteren wichtigen Impuls. Für eine sich selbst erhaltende Auerhuhnpopulation sind allerdings noch weitere Anstrengungen notwendig. Die aktuelle klimawandelbedingte Borkenkäferschadsituation wirkt einerseits negativ auf die Habitate des Auerhuhns ein, andererseits wird die neue Waldgeneration baumarten- und strukturreicher sein. Auch die Heidelbeere als wichtige Nahrungspflanze des Auerhuhns kann von dem dann größeren Lichtangebot profitieren. Die Arterhaltung konnte in den letzten Jahren durch die ThüringenForst-AöR gesichert werden.
Erfolgreiche Zwischenbilanz in Bayern

Wie entwickeln sich die bayerischen Auerwildvorkommen in den letzten Jahren? Wie geht es dem Auerhuhn in Bayern heute? Um diese Fragen einschätzen zu können, startete die Bayerische Forstverwaltung 2022 ein langfristig angelegtes bayernweites Auerhuhn-Monitoring. Im Spätsommer und Herbst letzten Jahres begaben sich 66 geschulte Auerhuhn-Kartiererinnen und Kartierer – ehrenamtliche Verbandsvertreter, Naturschutzfachkräfte, Forstleute und private Auerhuhn-Freunde - auf Spurensuche nach dem seltenen Waldvogel. Die Zwischenbilanz dieser von vielen Schultern mitgetragenen Kooperation stellte die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) am 22. Mai auf der Schwarzentennalm bei Kreuth vor.
Für die beteiligten Akteure liegt der besondere Erfolg des Vorhabens in der breit gefächerten Zusammenarbeit. „Das Auerhuhn-Monitoring umfasst großflächig alle Vorkommensgebiete des Auerhuhns in ganz Bayern. Eine solche Mammutaufgabe kann nur gelingen, wenn alle beteiligten Institutionen und Einzelpersonen gut zusammenarbeiten, dies ist hier perfekt gelungen.“ so Dr. Peter Pröbstle, Präsident LWF.
Zentrale Zielsetzung des Monitorings ist der Schutz und die Erhaltung strukturreicher Nadelwischwälder der Alpen und Mittelgebirge. Das Auerhuhn steht stellvertretend als wichtige „Schirmart“ für diese Wälder. Da es sehr hohe Ansprüche an seine Lebensräume stellt und große, ungestörte Flächen benötigt, werden mit seiner Erhaltung hier auch zahlreiche weitere Arten geschützt und quasi „beschirmt“.
Erfreulich hohe Aktivitätsdichte
Die Erhebungen der ersten Auerhuhninventur erfolgten im Bayerischen Wald, im Fichtelgebirge und in den bayerischen Alpen. Auf insgesamt 2.632 Stichprobenflächen wurde nach Auerhuhnnachweise (z.B. Sichtungen, Federn oder Kot) gesucht. Erfreulicherweise wurden an 228 dieser Inventurpunkte insgesamt 304 Nachweise erbracht. Weitere 503 Nachweise fanden sich außerhalb der Inventurpunkte. Während in den Bayerischen Alpen und im Bayerischen Wald viele Nachweise erfolgten und mehrere Monitoringflächen eine erfreulich hohe Aktivitätsdichte aufwiesen, wurde bislang im Fichtelgebirge leider lediglich eine Auerhenne gesichtet.
Auch wenn die bisherigen Nachweise bereits wichtige Erkenntnisse lieferten, lassen sich nach der ersten Inventur noch keine gesicherten Aussagen über die Auerhuhn-Populationen und ihre Lebensräume machen. Dies werden erst die kommenden Monitoring-Durchgänge in den nächsten Jahren zeigen. Das Monitoringkonzept sieht vor, dass die Untersuchungen alle drei Jahre wiederholt und zukünftig auch lokal mit genetischen Untersuchungen zur Bestimmung der Individuenzahlen ergänzt werden.
Die Experten bewerten es als außerordentlich positiv, dass bereits seit vielen Jahren seitens der Naturschutzverbände, der Bayerische Forstverwaltung und den Bayerischen Staatsforsten sehr viel für den Waldnaturschutz getan wird. Sowohl innerhalb wie außerhalb von Schutzgebieten werden umfassende Managementpläne und Schutzkonzepte für das Auerhuhn erstellt, sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume umgesetzt. Das ist auch wichtig und notwendig, denn das Auerhuhn steht unter zunehmendem Druck. Im Bergwald verändert der Klimawandel rasant den natürlichen Lebensraum des Auerhuhns und auch Störungen durch immer vielfältigere Trendsportarten und wachsenden Erholungsverkehr nehmen zu,“ betont Martin Lauterbach, Auerhuhn-Experte der LWF. „Auch um zu prüfen, ob Schutzmaßnahmen wirksam sind und ob sich Waldlebensräume und Auerhuhn-Populationen verändern, brauchen wir das langfristige Monitoring!“