Image
Solche Flächen bleiben bei einer Borkenkäfer-Kalamität zurück, sie müssen nun wieder aufgeforstet werden
Solche Flächen bleiben bei einer Borkenkäfer-Kalamität zurück, sie müssen nun wieder aufgeforstet werden
|

AfL-Niedersachsen zieht Zwischenbilanz im Harz

01. November 2019

Ende August trafen sich in Osterode rund 20 Mitglieder der AfL Niedersachsen aus der Region Harz/Elm. Die Forstunternehmer kämpfen seit Monaten mit der dramatischen Borkenkäferkalamität. Unter der Leitung von Richard Hille diskutierten sie über ihre Erfahrungen und die künftigen Herausforderungen.

Henning Geske, der Leiter des Forstamtes Seesen, belegte die Kalamität mit einigen prägnanten Zahlen. So sorgte nach den Windwürfen 2018 die Trockenheit für eine Massenvermehrung von Buchdrucker und Kupferstecher. Die vier Harzforstämter der Niedersächsischen Landesforsten (NLF) mussten das Doppelte oder sogar Dreifache des regulären Hiebssatzes einschlagen. Für 2019 sieht die Situation nicht weniger dramatisch aus, Einigkeit besteht darüber hinaus darin, dass der Borkenkäfer die Region auch 2020 noch beschäftigen wird.

Im Einsatz sind nicht nur die Mitarbeiter der Landesforsten, die auch aus anderen Regionen zusammengezogen wurden, so Henning Geske, sondern vor allem auch zahlreiche forstliche Dienstleister. „Ohne Ihren unermüdlichen Einsatz wären wir gnadenlos abgesoffen“, bekannte er – und hob hervor, dass die Unternehmer den Kampf gegen den Borkenkäfer „zu ihrer Sache gemacht haben und häufig über Leistungsgrenzen hinaus für den Walderhalt kämpfen“. Dabei ist die Aufarbeitung des Schadholzes wegen der sinkenden Holzpreise und des höheren Aufwandes derzeit nicht mehr kostendeckend möglich. Hinzu kommt ein Vermögensschaden durch den Waldverlust, den er für die Landesforsten aktuell auf über 100 Mio. € bezifferte. Außerdem steht die Wiederaufforstung der

Kahlflächen an, die nicht nur finanziell eine große Herausforderung darstellt. Höchste Priorität, so schloss Geske, haben aber trotz des hohen Arbeitsvolumens die Gesundheit und der Arbeitsschutz für die eingesetzten Menschen.

Arbeitssicherheit

Eine bessere Überleitung zum zweiten Vortrag des Abends hätte man nicht finden können. Denn nicht nur die verbreiteten Nadelholzarten leiden unter den Auswirkungen der Trockenheit, auch Laubhölzer sterben ab, vor allem Buchen. Den daraus resultierenden Herausforderungen widmete sich Dirk Grotelüschen von der Sozialversicherung Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) in seinem Referat.

Ihm zufolge erledigen heute rund 80 % der Holzernte in Deutschland Versicherte der SVLFG, vor allem die Forstunternehmer. Anders als in vergangenen Windwurf- und Kalamitätsereignissen sei es in Niedersachsen bisher gelungen, tödliche Arbeitsunfälle bei der Holzernte zu vermeiden, lobte er die Dienstleister. Es bleibe aber eine Herausforderung diese positive Bilanz fortzuschreiben und keine trügerische Routine einkehren zu lassen. Gerade jetzt bei den zunehmenden Schadholzmengen im Laubholz.

Innerhalb kürzester Zeit würden Buchen mit Trockenästen zur Gefahr für die im Wald arbeitenden Menschen und zum Problem für die Verkehrssicherheit, erklärte Grotelüschen. Nach dem Laubabwurf sind frische Totäste kaum noch erkennbar. Personal zur frühzeitigen Auszeichnung und Beseitigung der Bäume sei aktuell aber kaum verfügbar. Damit werden solche Bäume zur Herausforderung bei der Holzernte – vor allem, wenn eine maschinelle Ernte nicht möglich ist. Umso wichtiger ist es deshalb, Arbeitsverfahren und Schnitttechniken zu kennen, die eine weitgehend erschütterungsfreie motormanuelle Baumfällung ermöglichen und das Personal aus dem Gefahrenbereich bringen. Grotelüschen ging hierzu detailliert auf solche Verfahren ein und erläuterte die Vor- und Nachteile von hydraulischen und ferngesteuerten Fällkeilen sowie Anschlagtechniken für die seilunterstützte Holzfällung. Als Grundsatz gilt für Grotelüschen: „Wenn der Motorsägenführer das Risiko einer Fällung als zu hoch einschätzt, bleibt der Baum stehen!“ Auch wenn der Förster eventuell Druck macht und auf eine Aufarbeitung drängt.

Politische Aktivitäten

Abschließend informierte Maurice Strunk, Geschäftsführer der AfL Niedersachsen, über die politischen Aktivitäten des Verbandes. In der aktuellen Kalamitätssituation sei zu beobachten, wie besonders Naturschutzverbände versuchten Stimmung gegen Forstwirtschaft, die Holzernte allgemein und gegen den Einsatz von Maschinen zu machen und dabei für weitere Flächenstilllegungen argumentieren. Darum sei es wichtig, dass der Berufszweig der forstlichen Dienstleistungsunternehmen Geschlossenheit zeigt und politisch aktiv ist. Der AfL gelingt dies nach seinen Aussagen zunehmend. So habe der AfL-Auftritt auf der Ligna gezeigt, dass immer mehr Politiker das Gespräch mit dem Verband suchten. Auch der Austausch mit anderen Verbänden habe zu durchaus positiven Ergebnissen geführt.

AfL Niedersachsen