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Mit den steigenden Temperaturen steigt auch die Aktivität der Fichtenborkenkäfer.
Mit den steigenden Temperaturen steigt auch die Aktivität der Fichtenborkenkäfer.

Achtung! Fichtenborkenkäfer schwärmen aus!

11. Mai 2023
Mit dem Mai steigen bei uns in Deutschland die Temperaturen. Was uns Menschen einerseits freut, bereitet andererseits Waldbesitzenden große Sorge. Denn mit den Temperaturen steigt auch die Aktivität der Fichtenborkenkäfer.

Etwa ab Mitte April setzt in der Regel der Schwärmflug unserer bedeutendsten Fichtenborkenkäferarten – Buchdrucker und Kupferstecher – ein. In diesem Jahr hat sich der Schwärmflug zwar witterungsbedingt etwas verzögert, nun mehren sich jedoch die Befunde und zeigen, dass der Schwärmflug definitiv begonnen hat. Ein Problem stellt die häufig hohe Ausgangspopulation dar, die sich durch die guten Bedingungen für die Käfer im letzten Jahr und einen zu milden Winter entwickeln und halten konnte. So wird im Augenblick vielerorts eine teils massive Schwärmflugaktivität festgestellt.

Fichtenborkenkäfer-Monitoring: Erste Fangzahlen zeigen kritische Tendenz

Erste Fangzahlen aus dem Fichtenborkenkäfer-Monitoring der Bundesländer zeigen schon jetzt beunruhigende Werte. So berichtet beispielsweise ThüringenForst von bereits vierstelligen Fangzahlen (Stand: 5. Mai) in den Borkenkäferfallen der mittleren Höhenlagen. Ähnlich hohe Ergebnisse zeigen die Daten der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF). Dort wurden Fangzahlen von zum Teil deutlich über 3.000 Käfern/Falle/Woche erfasst (Stand: 9. Mai). Ab diesem Wert gehen die Waldschutzexpertinnen und -experten von einem sehr hohen Risiko für Stehendbefall aus.

Die ThüringenForst-Experten Dr. Horst Sproßmann (r.) und Mathias Stürtz kontrollieren eine Borkenkäferfalle auf Buchdruckeranflug.

Schwärmflug der Fichtenborkenkäfer – jetzt heißt es „Augen auf!“

Mit dem Einsetzen des Schwärmflugs beginnt für Waldbesitzende und Forstleute wieder eine anstrengende Zeit. Es heißt nun erneut: Augen auf im Wald! Denn das Wichtigste ist aktuell, einen Befall frühzeitig zu erkennen. Die ausfliegenden Käfer befallen derzeit besonders geschädigte, aber noch stehende Fichtenbestände, ebenso jedoch auch frisches liegendes Holz. In den nächsten Wochen werden die sogenannten Muttergänge in den befallenen Bäumen angelegt. Dabei werfen die Borkenkäfer immer wieder große Mengen Bohrmehl aus. Deshalb ist es gerade jetzt besonders wichtig, diese erste Schwärmwelle zu nutzen, um dieses Bohrmehl schnell zu finden. Nur so könne die Käferpopulation rechtzeitig abgeschöpft und eine Ausbreitung des Befalls verhindert werden, so die Expertinnen und Experten der LWF.

Was jetzt zu tun ist ...

Die LWF hat Handlungsempfehlungen für Waldbesitzende veröffentlicht, um eine effiziente und erfolgreiche Suche zu ermöglichen.

Punkt 1: Wann suche ich?

Innerhalb von ein bis zwei Wochen nach dem Schwärmen, bei der Anlage von Rammelkammer und Muttergang, rieselt anhaltend viel und gut sichtbares Bohrmehl aus der Rinde. Ist die Eiablage beendet und die Larvenentwicklung im Gange, entsteht kein frisches Bohrmehl mehr. Waldbesitzende haben also bis Mitte/Ende Mai gute Chancen frischen Befall eindeutig zu erkennen.

Punkt 2: Was suche ich?

Bohrmehl rieselt bei der Brutanlage aus dem Stamm heraus. Es sieht aus wie Schnupftabak und sammelt sich

  • besonders hinter Rindenschuppen: Dafür ist es hilfreich, ganz nah am Stamm von oben nach unten zu blicken – so sieht man am besten hinter die Rindenschuppen.
  • auf Totästen, Astgabeln oder anderen Flächen, auf denen das herunterrieselnde Bohrmehl liegen bleibt.
  • an Spinnenweben.
  • im Moos am Stammfuß und auf Blättern der Bodenvegetation: Besonders gut bleibt das Bohrmehl auf rauen Blättern wie beispielsweise von Brombeere oder Haselnuss liegen. Auf Buchenblättern findet man nach Regenfällen kaum noch Bohrmehl.

Auch nach Regen ist Bohrmehl zu finden, wenn auch etwas erschwert. Es gilt, nach Regenfällen möglichst einen Tag abzuwarten, dann sollte wieder frisches Bohrmehl zu sehen sein. Man sollte ruhig ein paar Rindenschuppen abbrechen – oft findet sich dahinter noch Bohrmehl, das nicht von der Rinde abgewaschen wurde. Auch Harztrichter und verharztes Bohrmehl bleiben oft noch länger an der Rinde sichtbar.

Punkt 3: Wo fange ich die Suche an?

  • Man sollte mit der Bohrmehlsuche zunächst an Käfernestern des Vorjahrs beginnen. Besonders an den sonnendurchfluteten Rändern bohren sie sich zuerst ein. Auch jetzt noch werden häufig befallene Fichten aus dem Vorjahr durch Kronenverfärbung sichtbar. Auch umstehende Fichten sollten abgesucht werden.
  • In der näheren Umgebung von liegengebliebenem Fichtenholz (Polter, Schadholz, Brennholz, Hiebsreste) ist mit verstärktem Befall zu rechnen.
  • Haben sich Bestandsverhältnisse stark verändert – wurden z. B. Bestandsränder freigestellt – ist auch dort zu kontrollieren.

Punkt 4: Was tun, wenn man fündig wird?

  • Bohrmehl, auch kleine Mengen, sind ein sicheres Zeichen für Buchdruckerbefall. Die Käfer sind bereits bei der Anlage der ersten Generation. Auf eine erfolgreiche Abwehr der Fichten durch Ausharzen zu hoffen, ist dann bereits zu spät.
  • Es sollten unbedingt die Nachbarbäume um die befallene Fichte intensiv auf weiteren Befall hin untersucht werden.
  • Befallenes Holz ist unverzüglich aufzuarbeiten und abzufahren, bevor die Käfer in zwei bis drei Wochen erneut ausfliegen und neue Bruten (Geschwisterbrut) anlegen.
  • Ist eine Lagerung von mindestens 500 m zum nächsten Nadelholzbestand nicht möglich, kann ein Pflanzenschutzmittelmitteleinsatz sinnvoll sein.

Erfahrene Waldbewirtschafter können Frischholzpolter aus dem Wintereinschlag als Fangholzpolter nutzen, aber ausschließlich, wenn sie eine regelmäßige Kontrolle auf Stehendbefall im näheren Umfeld durchführen und die Holzabfuhr sofort nach Befall sicherstellen können.

Mit Material von ThüringenForst, StMELF und LWF
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