150 Jahre forstliche Versuchsanstalt in Eberswalde
Am 12. April 1871 ernannte der preußische Finanzminister das leitende Personal für die neue „Hauptstation für das forstliche Versuchswesen in Preußen“ mit Sitz in Neustadt-Eberswalde. Von Anfang an war in Eberswalde das Augenmerk auf die Verbindung von Forschung und Lehre gerichtet. Das Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde als Teil des Landesbetriebes Forst Brandenburg setzt die Tradition fort. Der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) würdigte am 26. August während der Jubiläums-Veranstaltung die Leistungen der Forstwissenschaft zwischen Tradition und Moderne.
„Die Forstwissenschaft ist ein lernendes System, das den Wald bei Ereignissen wie der Klimakrise wirkungsvoll schützt“, sagte der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates (DFWR) Georg Schirmbeck anlässlich der DFWR-Veranstaltung in der forstlichen Versuchsanstalt in Eberswalde am 26. August. „Das Ökosystem Wald ist heute von einschneidenden Veränderungen betroffen“, so Schirmbeck. „Hitze und Käferbefall haben in den letzten Dürrejahren schwere Schäden hinterlassen. Deshalb müssen jetzt dringend politische Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die Forstwirtschaft beim klimagerechten Waldumbau unterstützen.“ Die Forstwissenschaft liefere mit ihrer langen Überlieferung die dazu notwendigen evidenzbasierten Erkenntnisse, so Schirmbeck.

Am Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE) beschäftigen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit einigen Jahren mit den Folgen des Klimawandels für den Wald in Brandenburg und geben Empfehlungen für die forstliche Praxis heraus. „Die Forstwirtschaft leistet einen wichtigen Beitrag zu einer positiven Klimabilanz, indem sie dafür sorgt, dass Bäume sich als CO2-Speicher artgerecht entwickeln könnten“, so Schirmbeck.

Exkursion zur Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde
Neben der Besichtigung des LFE stand auch eine Exkursion zur Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) auf dem Programm. Schirmbeck: „Die Forstwirtschaft in Deutschland wird von einem breiten Netzwerk aus der Praxis sowie aus Wissenschaft und Forschung getragen. Nur so kann die Anbindung an die praktische Bewirtschaftung der Wälder durch unsere rund zwei Millionen Forstleute in Deutschland nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gelingen.“ Schirmbeck betonte, dass für einen gesunden Waldbewuchs und eine klimagerechte Aufforstung in den Nachkriegsjahren das Fachwissen aus den Anfängen der Forstwissenschaft wegbereitend war.
Hans-Joachim Fuchtel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, betonte in seinem Grußwort anlässlich der Veranstaltung in Eberswalde: „Mit Blick auf die massiven Waldschäden und enormen Herausforderungen für die Waldbesitzenden haben wir ein beispielloses Hilfspaket für die privaten und kommunalen Waldeigentümer auf den Weg gebracht. Und unsere Hilfen schlagen Wurzeln. Wir helfen den Waldbesitzenden effektiv, unkompliziert und schnell, neue widerstandsfähige und standortangepasste Mischwälder zu pflanzen und die Wälder damit besser an den Klimawandel anzupassen. Als Zukunftsperspektive hat Bundesministerin Klöckner ein Modell vorgestellt, auf dessen Grundlage eine langfristige Honorierung der Ökosystemleistung der Wälder in der kommenden Legislaturperiode umzusetzen ist. Denn es ist an der Zeit, die Leistungen, die der Wald für die Gesellschaft erbringt, angemessen anzurechnen. Dafür werden 200 Mio Euro aus dem Energie- und Klimafonds für das Jahr 2022 bereitgestellt. Das ist der weitere unverzichtbare Baustein, um die Wälder in Deutschland für die Folgen des Klimawandels zu wappnen und die Möglichkeiten des Waldes besser und gezielter zu nutzen.“

Kranzniederlegung am Danckelmann-Denkmal
In Eberswalde befindet sich auch die ehemalige Wirkungsstätte des Forstmeisters Bernhard Danckelmann, zu dessen Verdiensten vor allem die Reformierung der Forstakademie und die Gründung des forstlichen Versuchswesens zählen. Im Mittelpunkt standen dabei Verfahrensentwicklungen und wissenschaftlich-technische Dienstleistungen für Wald und Forstwirtschaft in Brandenburg und im nordostdeutschen Tiefland. Mit seinem Besuch erinnerte der DFWR an die Anfänge der ältesten noch heute aktiven Versuchsflächen sowie an die vielfältigen Leistungen des Forstpioniers Danckelmann, der 1866 zum Direktor der Höheren Forstlehranstalt Eberswalde berufen worden war. „Danckelmann war ein forstwissenschaftlicher Vordenker, der auch gesellschaftlichen Wandel vorausgesehen hat“, so Schirmbeck. „Von seinen Überlegungen profitieren wir noch heute, auch wenn Waldflächen heute nicht mehr mit Messgeräten und Linsen begutachtet werden, sondern mit sogenannten Datenloggern und Fernerkundungsverfahren.“ Am Denkmal von Bernhard Danckelmann wurde seines Wirkens gedacht und ein Kranz niedergelegt.